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Auit Alpin Dolomites

Der Aiut Alpin Dolomites ist bereits seit 1987 aktiv. Von Anfang an bis zum Jahre 2003 war der Standort des Rettungshubschraubers auf der Sanonalm (Seiser Alm). Im Mai 2003 wurde in Pontives unterhalb von St. Ulrich im Grödnertal eine neue Hemsbasis mit Einsatzzentrale in Betrieb genommen. Seit 1998 ist der AAD in die Südtiroler Landesflugrettung eingebunden und somit ausschließlich über die in Italien einheitliche Notrufnummer 118 anzufordern. Das Einsatzgebiet des AAD erstreckt sich über ganz Südtirol bis an die Schweizer Grenze und nach Norden bis zum Brenner, selten auch nach Tirol.

Der AAD betreibt seit 2004 eine EC 135 T2, hier bei einer Windenrettung im Gebirge

Der AAD betreibt seit 2004 eine EC 135 T2, hier bei einer Windenrettung im Gebirge

Foto: Roland Oster

Entwicklungsgeschichte

Der Aiut Alpin Dolomites wurde am 17. Juli 1990 von neun Bergrettungsmannschaften offiziell gegründet, ist jedoch bereits seit 1987 aktiv. Die Bezeichnung ist ladinisch und heißt auf Deutsch „Dolomiten Bergrettung“. Heute sind 17 Bergrettungssektionen Mitglied. Der Präsident ist zurzeit (Stand März 2015) der langjährige Bergrettungsstellenleiter Gröden und Bergführer Adam Holzknecht. Der Technische Leiter und Mitbegründer Raffael Kostner war und ist die treibende Kraft zum Aufbau einer hubschrauberunterstützten Bergrettung. Von 1985 bis 1998 war er Einsatzleiter der Bergwacht Gröden - den Catores („Felsenhühner“). Zu damaliger Zeit war es in Italien noch undenkbar, Hubschrauber nur für die Bergrettung einzusetzen. Die Zusammenarbeit mit den Militärhubschraubern genügte irgendwann vor allem aus medizinischen Gründen nicht mehr. Außerdem durften sie nicht für Totenbergungen eingesetzt werden.

„Während eines Besuches 1983 bei der Gendarmerie in Chamonix am Montblanc, wo eine Alouette III im Einsatz war, merkte ich, dass wir Jahre im Rückstand waren“, so Raffael Kostner. Nun galt es Überzeugungsarbeit zu leisten. Mit einer privaten Lama organisierte er 1985 eine Bergung aus der Langkofeleck-Ostwand, die sonst mit großem Risiko Tage gedauert hätte. Bei seinen 30 Bergrettern blieb das nicht ohne Wirkung. In etlichen Köpfen verschwanden die Vorurteile gegen private Hubschraubereinsätze am Berg. In der weiteren Entwicklung orientierte sich Raffael Kostner an der REGA und der Air Zermatt in der Schweiz, bei der Heliair/ÖAMTC in Österreich, an der Luftrettung in Deutschland und passte das ganze an die Notwendigkeiten der Dolomiten an.

Einsatz mit der AS350B3 im Sommer 2000 auf der Seiser Alm

Einsatz mit der AS350B3 im Sommer 2000 auf der Seiser Alm

Foto: Roland Oster

Standort und Einsatzgebiet

Von 1987 bis zum April 2003 war der Standort des Rettungshubschraubers auf der Sanonalm von Raffael Kostner auf der Seiser Alm. Die Sanonhütte liegt auf 1850 Metern inmitten des größten zusammenhängenden Almgebietes Europas mit 52 Quadratkilometern. Bei Alarmierungen war man dadurch schnell an der Einsatzstelle, die meist noch oberhalb dieser Höhe lag. Auch das Wetter war hierdurch gut abschätzbar. Raffael Kostner betreibt hier oben zusammen mit seiner Familie Almwirtschaft mit eigenem Vieh. Das gute Essen und die herrliche Aussicht auf den Langkofel ziehen die Leute magisch an.

Die Basis des AAD war von 1987 bis 2003 auf der Sanonalm von Raffael Kostner auf der Seiser Alm

Die Basis des AAD war von 1987 bis 2003 auf der Sanonalm von Raffael Kostner auf der Seiser Alm

Foto: Roland Oster

Im Mai 2003 wurde in Pontives unterhalb von St. Ulrich im Grödnertal eine neue und moderne Hemsbasis mit Einsatzzentrale, Hangar, Büro- und Mannschaftsräumen, Wohnungen für Arzt und Pilot sowie einer Dachlandeplattform für Nachteinsätze in Betrieb genommen. Die Einsatzzentrale ist von Ende Mai bis Anfang Oktober und von Anfang Dezember bis Mitte April besetzt. Von hier aus werden die Einsätze vor allem für die 17 Rettungsstellen des Südtiroler Alpenvereins (A.V.S.) und des Club Alpin Italiano (C.A.I.), die im Aiut Alpin Dolomites sind, geflogen. Auch für andere Einsätze wie Arbeits-, Verkehrsunfälle und medizinische Notfälle werden die Retter des AAD inzwischen regelmäßig von den Leitstellen eingesetzt. Seit dem 01.07.1998 ist der AAD in die Südtiroler Landesflugrettung eingebunden und somit nur noch über die in Italien einheitliche Notrufnummer 118 anzufordern. Das Einsatzgebiet des AAD erstreckt sich über ganz Südtirol bis ins Trentino im Süden, nach Osten bis in die Provinz Belluno, nach Westen bis zum Ortler (3905 Meter) und bis an die Schweizer Grenze und nach Norden bis zum Brenner, selten auch nach Tirol.

Die neue Basis des AAD in Pontives unterhalb von St. Ulrich im Grödnertal wurde im Mai 2003 in Betrieb genommen

Die neue Basis des AAD in Pontives unterhalb von St. Ulrich im Grödnertal wurde im Mai 2003 in Betrieb genommen

Foto: Roland Oster

Personal und Besatzung

Die Besatzung besteht außer dem Piloten aus dem Windenmann, einem Bergflugretter und einem bergtauglichen Notarzt. Im Winter kommt noch ein Hundeführer mit Lawinenhund dazu. Diese kommen vom CNSAS (Corpo Nazionale Soccorso Alpino e Speleologico = Nationaler Berg- und Höhlenrettungsdienst), dem BRD (Bergrettungsdienst Südtirol), der Polizei aus Moena und der Guardia di Finanza SAGF (Finanzwache) und manchmal auch von den Carabiniere.

Insgesamt verfügt der AIUT ALPIN über folgendes Personal: ca. 50 Bergflugretter, sechs Windenmänner, 25 Notärzte, vier Piloten und ca. 15 Hundeführer. Die meisten Notärzte kommen aus Italien, einige auch aus Deutschland. Die Bergretter verrichten ihren Dienst ehrenamtlich. Die einzige fest angestellte Mitarbeiterin ist eine Sekretärin, die für die Verwaltung zuständig ist.

Der Aiut Alpin Dolomites finanziert sich hauptsächlich durch die Rückerstattung eines Teiles der Kosten pro Flugminute seitens des Sanitätsbetriebes in Bozen. Der Rest wird durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Sponsoren aufgebracht. Dazu gehören zur Zeit u.a.: Raiffeisenkasse Südtirol, Assimoco- Versicherungen, Forst- Brauerei, Nils- Fette & Öle, Haglöfs- Sportswear, Vimet, Falconeri-filati naturali, L.A.-International Protection und Sel-AG.

Der wohl bekannteste Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messner lobte vor einigen Jahren in einem Interview mit einer Südtiroler Zeitung die Aiut Alpin-Leute, seiner Meinung nach gehören sie zu den besten Bergrettern der Welt.

Der Hubschrauber und die Piloten

Den Anfang machte die AAD mit einer AS 350 B von Elicortina. Von 1993 bis April 2003 wurde eine AS 350 B2 von Air Service Center aus Santa Maria della Versa (PV)/ Italien gechartert, ab 1998 kam eine AS 350 B3 wegen ihrer besseren Leistung zum Einsatz.

Die neuen europäischen Richtlinien JAR-OPS 3 und 4 machten aber natürlich auch in Tirol keine Ausnahmen. Unter anderem ist in diesen Richtlinien festgelegt, dass nur noch Hubschrauber mit zwei Turbinen in der Luftrettung eingesetzt werden dürfen. Deshalb wurde rechtzeitig der Umstieg auf die EC 135 vollzogen. Von Mai bis Oktober 2003 hatte der AAD eine EC 135 P1 von Airgreen (I) gechartert. In der Wintersaison von November 2003 bis April 2004 wurde eine EC 135 T1 von HTM (D) eingesetzt. Im Mai 2004 wurde die erste eigene Maschine, eine EC 135 T2 angeschafft. Diese Maschine war weltweit die erste EC 135, die mit einer 90 Meter-Seilwinde ausgerüstet wurde, die Zugkraft beträgt 230 Kilogramm. Für Fixtaueinsätze ist sie mit einem für menschliche Last zugelassenen Doppellasthaken ausgerüstet - Human External Cargo (HEC).

Nach der Wintersaison 2006/2007 wurde die EC 135 T2 zur Version T2i aufgerüstet. Nun konnte das Getriebe mit etwa 3 % mehr Leistung belastet werden. Dieses entspricht einem zusätzlichen Ladegewicht von ca. 100 kg mit optimaler Sicherheit auf allen Höhen bis um 4.000 Meter im gesamten Einsatzgebiet.

Am 29.10.2014 wurde im Werk Airbus Helicopters in Donauwörth die erste EC 135 T3 an den Erstkunden Aiut Alpin Dolomites aus Südtirol übergeben (rth.info berichtete). Die neue Maschine wird die bisherige EC135 T2i ablösen, die über zehn Jahre im Hochgebirge im Einsatz war und hervorragende Dienste geleistet hat. Die EC 135 T3 hat folgende Verbesserungen: neues Rotordesign mit 10 cm längeren Rotorblättern, verbesserte FADEC-Software, seitliche Lufteinlässe. Was für den Einsatz in großen Höhen von Bedeutung ist: 70 kg mehr Nutzlast bei einer Höhe von 1.000 Metern, um bis zu 240 kg bei ISA+20 bei einer Höhe von 2.134 Metern und bis zu 270 kg bei ISA+35 ab einer Höhe von 914 Metern. ISA steht für Internationale Standard Atmosphäre. Auf Meereshöhe bedeutet ISA 15 Grad Celsius (dh ISA+20 =35 Grad)

Die Maschine ist seit März 2015 mit einer Winde mit 90 Meter-Seil und bis zu 272 kg Nutzlast und ebenfalls mit einer Fixtau-Vorrichtung (Doppellasthaken) im Einsatz.

Zwei der Piloten sind Brüder von Raffael Kostner, Marcus und Gabriel. Sie fliegen im Wechsel Luftarbeit und Luftrettung und haben direkt neben der Basis des Aiut Alpin Dolomites ihre eigene Hubschrauberfirma Elikos. Durch ihre vielen Arbeitsflüge haben sie sehr gute Ortskenntnisse und die entsprechende Erfahrung im Hochgebirge. Sie kennen fast jeden Winkel Südtirols. Außerdem fliegen noch Davide Subrero und Luca Bertolino von der Firma Starworksky, welche den Helikopter auch betreibt und wartet.

Windentraining mit der EC135T2i am Grödner Joch in den Dolomiten

Windentraining mit der EC135T2i am Grödner Joch in den Dolomiten

Foto: Roland Oster

Einsatzzahlen

In der Wintersaison 2013/2014 hat der Aiut Alpin Dolomites im Abkommen mit der Landesflugrettung und Landesnotrufzentrale 118 insgesamt 331 Einsätze mit dem Rettungshubschrauber durchgeführt. Der Großteil dieser Wintereinsätze betraf Verletze auf den Skipisten, Tourengeher, Wanderer in Not; der Rest hingegen Freizeit-, Arbeits- und Straßenunfälle, Suchaktionen sowie allgemeine medizinische Notfälle. Lawinensuchaktionen wurden in Zusammenarbeit mit den Hundestaffeln des CNSAS, BRD, Finanzwache, Carabinieri und Polizei getätigt. In der Sommersaison 2014 hat der Aiut Alpin Dolomites insgesamt 376 Einsätze mit dem Rettungshubschrauber durchgeführt. Der Großteil der Einsätze galt Bergsteigern und Wanderern (100 Fälle). Bei den restlichen Einsätzen handelt es sich um Freizeit-, Arbeits- und Straßenunfälle, allgemeine medizinische Notfälle und Suchaktionen. Die Einsatzzahl für das Jahr 2014 beträgt also 707.

Die Einsatzzahlen sind in der Ferienregion Südtirol in erster Linie vom Wetter abhängig. Bei schönem sonnigem Wetter in der Sommersaison und bei guten Schneeverhältnissen in der Wintersaison gibt es mehr Einsätze durch Unfälle im Gebirge und auf den Skipisten.

Letzte Textänderung: 06.03.2016

Derzeit betriebene Standorte

Details zu den Stationen finden Sie in der rth.info-Stationsinfothek!

Name Ort
Aiut Alpin
Aiut Alpin
Lajen
Name Ort

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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