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Prof. Dr. med. Dr. med. h.c. mult. F. W. Ahnefeld

23.12.2012

Ulm (BWÜ) ::  Die Lebensleistung eines Menschen zu würdigen ist nicht selten mit einem traurigen Anlass verbunden. So auch in diesem Fall. Am 29. November starb mit Friedrich Wilhelm Ahnefeld ein Pionier der Notfallmedizin. Er lebte für seinen Beruf – es war seine Berufung, wobei seine vielen Titel und Ehrentitel andeuten, wie dankbar ihm die Fachwelt war und ist für seine Leistungen.

Ahnefeld wird, was die Luftrettung betrifft, zumeist mit der Station Ulm in Verbindung gebracht, deren Gründung maßgeblich sein Verdienst war. Denn das damalige „Testrettungszentrum“ errichtete die Bundeswehr unter seiner Leitung und dort nahm am 2. November 1971 die rettungsdienstliche Versorgung aus der Luft erstmals ihren Betrieb auf. Nach dem Betriebsbeginn von „Christoph 1“, dem ersten westdeutschen zivilen Rettungshubschrauber, war Ulm somit der 2. Standort für die noch junge reguläre Luftrettung. Doch dies war nur ein Bereich in Ahnefelds Berufsleben. Allein die Tätigkeiten, denen er nebenbei nachging, hätten vermutlich für mehrere Vollzeitbeschäftigungen ausfüllen können. Zahlreiche Veröffentlichungen sind von ihm erschienen. Wer die Möglichkeit hatte, den Mediziner einmal live erleben zu dürfen, konnte sich schnell von Ahnefeld begeistern lassen. Ältere Zeitgenossen bringen Prof. Ahnefeld auch immer wieder in Verbindung mit „Mister Feuerwehr“: Gemeint ist Prof. Ernst Achilles, der einstige Chef der Feuerwehr Frankfurt am Main. Beide waren – wenn auch auf unterschiedlichen Weg – im Bereich der Luftrettung aktiv, und zwar schon lange vor der Indienststellung des ersten deutschen Rettungshubschraubers „Christoph 1“.

So entwickelte Prof. Dr. Ahnefeld in Zusammenarbeit mit der Firma Binz für den Hubschraubertyp Kamov KA 26 einen Rettungscontainer. Laut Scholl („Luftrettung“, SK-Verlag 2002, S. 22) wies dieser sogar fast die Innenabmessungen eines Rettungswagens nach DIN auf. Das Hubschraubermuster KA 26 unterschied sich von anderen Hubschrauber-Baumustern durch seine 'geteilte' Bauweise: Die Pilotenkanzel war getrennt vom übrigen Teil des Hubschraubers. Dies bedeutete, dass die Behandlungseinheit jederzeit bei Bedarf abgesetzt werden konnte. Herzstück dieser Behandlungseinheit war im über drei Quadratmeter großen Innenraum ein Hubtisch mit Patiententrage. So war es auch möglich eine Schockbekämpfung durchzuführen. Das Projekt scheiterte letztendlich weil es sich um ein Hubschraubermuster aus der damaligen UdSSR handelte; es war also eine politische Entscheidung.

Alles andere als einfach war die Inbetriebnahme des Testrettungszentrums der Bundeswehr in Ulm. Ahnefeld leistete auch innerhalb der Bundeswehr viel Überzeugungsarbeit, ehe diese ihn letztlich mit der Einrichtung und der Durchführung beauftragte. Überschattet worden war die Phase vor der Inbetriebnahme durch den Absturz des Münchner „Christoph 1“, der Notarzt kam dabei ums Leben, Pilot und Sanitäter wurden verletzt. Prof. Dr. Dr. h.c. Ahnefeld brachte trotz dieser schwierigen Ausgangslage mit dem verstärkten und regulären zivilen Engagement des militärischen Such- und Rettungsdienstes (Search and Rescue – SAR) einen besonders wichtigen, wenn nicht gar den bedeutendsten Sympathieträger der Bundeswehr in Deutschland mit auf den Weg.

Alle Verdienste Ahnefelds um das Rettungswesen zu würdigen wäre in diesem Rahmen nicht möglich und auch nicht sinnvoll, denn es ist an anderer Stelle bereits geschehen, namentlich widmeten z.B. mehrere Autoren rund um Federführenden Schriftleiter Arntz in „Notfall + Rettungsmedizin“ (Springer, Ausgabe 8/2012, Dez.) Ahnefeld einen umfassenden Nachruf. Die agswn (Arbeitsgemeinschaft südwestdeutscher Notärzte e.V.), einst im Juli 1983 von Ahnefeld selbst gegründet, widmet ihm in diesem Dezember – bis zum heutigen Tag – sogar ihre Startseite.

Der persönliche Weg von Friedrich Wilhelm Ahnefeld ist vorigen Monat zu Ende gegangen. Zum Jahresausklang erscheint es angemessen, innezuhalten und sich seiner Verdienste um Rettungswesen und Luftrettung in der Bundesrepublik zu erinnern.

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Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

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Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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