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Kanton Aargau: Luftkampf von TCS und Rega vorerst beendet

25.07.2013

Aargau (CH) ::  Am vergangenen Donnerstag (18.07.2013) wurde mit einem Entscheid des Departement Gesundheit und Soziales (DGS) die Übergangslösung zur Frage der Luftrettung im schweizerischen Kanton Aargau (rth.info berichtete) definitiv. Somit wird in weiten Teilen des Aargaus nicht mehr primär die REGA zu Luftrettungseinsätzen angefordert, sondern der auf dem Flugplatz Birrfeld stationierte und zentraler liegende Helikopter des schweizer Touringclubs TCS, sofern er verfügbar ist. Ausnahme bildet ein kleiner Teil des Aargaus, wo der Basler Helikopter der REGA näher ist. Außerdem wird bei Einsätzen, bei denen eine Rettungswinde von Nöten ist oder ein Neugeborenes transportiert werden muss, wie bisher auf die REGA zurückgegriffen.

Eine Ende der Diskussion ist jedoch angesichts der Probleme der Disposition der Luftrettungsmittel nicht zu verzeichnen. Da die örtliche Rettungsleitstelle nämlich die Disposition von Luftrettungsmitteln allein aus technischen Gründen nicht durchführen kann und diese Aufgabe bisher die REGA-Koordinierungsstelle übernommen hat, stellt sich nun die Frage, wer die gelbe EC-135 des TCS disponieren soll. Die REGA hat die Aufforderung des Aargauer Gesundheitsdepartements, diese Aufgabe zu übernehmen, aus Gründen von nicht erfüllten Qualitätsanforderungen abgelehnt. Die Alpin Air Ambulance, eine Tochterfirma der Lions Air Group, die die Rettungsflüge im Auftrag des TCS durchführt, will jedoch den Forderungen der REGA nicht nachkommen, da sie über die gesetzlichen Vorlagen hinaus gingen. Dass die hohen Sicherheitsstandards der REGA von der Maschine des TCS nicht erfüllt werden können, teilte die REGA ihren Gönnern im Aargau in einem Brief mit. Die nicht vorhandene Rettungswinde oder keine „cable-cutters“ an der Maschine (Kabelschneider zum Kappen von nicht erkannten Freileitungen oder Kabelsträngen, die sonst zum Absturz führen können) seien hierfür ausschlaggebend.

Passend oder unwillkommen – wohl je nach Standpunkt – zur Leitstellenfrage wurde ein schon vor geraumer Zeit stattgefundenes Ereignis kürzlich in der Presse bekannt: der TCS-Helikopter musste auf dem Weg zu einem Einsatz eine Zwischenlandung durchführen, um einen Passanten nach dem genauen Weg zur Einsatzstelle zu fragen. Die Koordinaten, die auf das Navigationsgerät des Helikopters übertragen wurden, waren nämlich zu ungenau. Sie kamen von der TCS-Einsatzzentrale, die den Auftrag von der Notrufzentrale des Spitals erhalten hatte. Bis der Einsatzzentrale die genauen Koordinaten vorlagen, war der Helikopter bereits in der Luft, um zeitnah am Einsatzort zu sein. Ein Funkkontakt zur Notrufzentrale des Spitals sei nicht im ganzen Kanton Aargau möglich, so Pilot und Chef der AAA Jürg Fleischmann gegenüber dem Schweizer Tagesanzeiger. Dies erklärt, warum der Pilot nicht mit der Notrufzentrale des Spitals kommunizieren konnte, um genauere Details zur Örtlichkeit zu erfahren. Dabei sei jedoch anzumerken, dass der Zwischenstopp keine negativen Folgen für den Einsatzverlauf hatte. Der erkrankte Junge, zu dem die RTH-Crew gerufen wurde, wurde nach wenigen Minuten ins Spital geflogen. Von der REGA, deren Zentrale laut Homepage ständig mit ihren Besatzungen in Kontakt ist, sind noch keine Äußerungen zu diesem Vorfall bekannt.

Ein bleibt abzuwarten, ob sich in nächster Zeit eine Lösung des Problems findet. Erste Sorgen, dass sich der Streit negativ für Patienten auswirken könnte, kursieren jedoch bereits in den Medien.

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