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“Christoph 40, bitte kommen!“

02.12.2013

Augsburg (BAY) ::  So oder so ähnlich wird es sich in Zukunft am (digitalen) BOS-Funk anhören, wenn der neue Rettungshubschrauber (RTH) „Christoph 40“ von der zuständigen Integrierten Leitstelle Augsburg zum Einsatz alarmiert wird. Nach langen politischen Diskussionen über die Frage, wo genau der dann 14. bayerische RTH stationiert werden solle (rth.info berichtete mehrmals) war im April 2011 die (politische) Entscheidung bekanntlich auf Augsburg gefallen.

Am Freitag den 29. November 2013 war es nun endlich soweit: Die neue ADAC-Luftrettungsstation “Christoph 40“ konnte nach mehreren Anläufen auf dem neu gebauten Dachlandeplatz des Augsburger Zentralklinikums feierlich eingeweiht werden. Um genau 14 Uhr wurde der Hubschrauber vom evangelischen Pastor Jürgen Floß und einem katholischen Krankenhausseelsorger gesegnet und anschließend eingeweiht. Auch ein Vertreter der muslimischen Gemeinde sprach ein kurzes Grußwort.

Alexander Schmidtke, Vorstand des Klinikums Augsburg, bedankte sich bei allen Beteiligten die das Projekt „höchste Luftrettungsstation Deutschland“ - so stand es auch in der Einladung von Klinikum Augsburg und ADAC Luftrettung gGmbH - erst möglich machten. Für Pressevertreter, insbesondere Bildberichterstatter war vom Klinikum Augsburg und dem ADAC Südbayern e. V. gesondert ein Termin am Vortag (28.11.2013) einberaumt worden, so dass dort Aufnahmen vom RTH und von der Station gemacht werden konnten, ohne den Ablauf des Festaktes zu stören. rth.info war für Sie an beiden Terminen vor Ort.

Dank des Dachlandeplatzes in rund 58 Metern Höhe und der Anbindung der Luftrettungsstation an die Zentrale Notaufnahme durch Aufzüge heißt das künftig für Patienten, dass im Optimalfall zwischen Rettung, Erstversorgung, Transport und Behandlung im Krankenhaus die kürzest mögliche Zeitspanne liege, so Schmidtke in seinem Grußwort. Auch weitere Vertreter aus der Politik waren anwesend, wie z. B. der Staatssekretär aus dem Bayerischen Finanzministerium Johannes Hintersberger MdL als Vertreter des Freistaates, der Landrat des Landkreises Augsburg Martin Sailer und der Oberbürgermeister der Stadt Augsburg Dr. Kurt Gribl. Vom ADAC, dessen Tochter ADAC Luftrettung gGmbH den Augsburger RTH “Christoph 40“ nach der gewonnenen EU-weiten Ausschreibung betreiben wird, waren die beiden Geschäftsführer Susanne Matzke-Ahl und Frédéric Bruder von der ADAC Luftrettung gGmbH sowie der Vizepräsident für Technik Thomas Burkhardt vom ADAC e. V. anwesend.

„Des einen Freud, des anderen Leid“ So beschrieb Johannes Hintersberger MdL in seinem Grußwort griffig die anfänglich verfahrene Situation der Luftrettung in Bayern, als das zuständige Bayerische Staatsministerium des Innern Augsburg den Zuschlag für den 14. bayerischen RTH-Standort erteilte - und die beiden Alternativstandorte Donauwörth und Dinkelsbühl das Nachsehen hatten. Welchen hohen Stellenwert die Luftrettung in Bayern hat, lasse sich jedoch daran erkennen, dass trotz der Neueröffnung in Augsburg nun im Mai 2013 entschieden worden war, zusätzlich auch in Dinkelsbühl einen weiteren Standort einzurichten. Voraussichtlich werde die Station in Dinkelsbühl-Sinbronn Ende 2014 in Betrieb gehen.

Besonders hervorgehoben wurde von den Festrednern die beachtlich kurze Bauzeit: Diese betrage gerade einmal ein Jahr. Zwar seien zum jetzigen Zeitpunkt die Unterkunftsräume noch nicht ganz fertig gestellt, aber man arbeite mit Hochdruck daran. Auch müssten momentan noch kleinere technische Mängel behoben werden, diese hielten sich aber im Rahmen. Vergleiche mit einem großen Flughafen in Deutschland würden sich verbieten, so Burkhardt in seinem Grußwort.

Auch die Baukosten würden sich in Grenzen halten, das gesamte Bauprojekt kostete 5,9 Millionen Euro, davon waren 1,9 Millionen Euro vom Freistaat Bayern gefördert worden. Die ADAC Luftrettung gGmbH investierte rund 5,5 Millionen Euro in den neuen Rettungshubschrauber vom Typ EC 135 P2+. Der 2012 gebaute Helikopter mit der Kennung D-HKGD besitzt einen Inlet Barrier Filter (IBF). Dieser trage zu einer Lärmreduzierung auf durchschnittlich nur 86 Dezibel bei. Dies entspräche, so Burkhardt, der Geräuschkulisse eines Rasenmähers. Ältere Hubschraubermodelle würden Lärm mit 120 Dezibel verursachen, dies entspräche der Geräuschkulisse eines Presslufthammers.

Mit 57,8 Metern ist die neue Luftrettungsstation auf dem Dach des Augsburger Klinikums “die höchstgelegene Luftrettungsstation in Deutschland“ (gemeint war dies bezogen auf die Entfernung vom Boden) und zugleich die 14. Luftrettungsstation in Bayern. Die ADAC Luftrettung betreibt nun 36 Luftrettungsstationen mit insgesamt 50 Rettungs- und Intensivtransporthubschraubern in Deutschland, Österreich und den Niederlanden.

Der Bau war nicht ganz einfach, so ein am Bau beteiligter Architekt aus München: „Das Komplizierte an dem Projekt war die richtige Betonschicht zu finden, denn zu viel Beton würde das Hauptgebäude des Klinikum zu sehr belasten, zu wenig Beton würde die Plattform zusammenbrechen lassen, denn durch das Aufsetzen des Hubschraubers entstehen enorme Kräfte, die absorbiert werden müssen.“ Die Gesamtgröße des Platzes beträgt 2.270 Quadratmeter, der Durchmesser 27 Meter und die Landefläche ist für zwei bis maximal drei gleichzeitig parkende Hubschrauber ausgelegt. Das Gesamtgewicht der Plattform beträgt 450 Tonnen. Es waren rund 220 Arbeiter daran beteiligt. Für die Sicherheit ist ebenso gesorgt, die Plattform kann durch Beheizen von Schnee und Eis befreit werden, dazu kommen noch vier Löschkanonen und ein unterirdischer Tank mit 50.000 Liter Fassungsvermögen. Umso beachtlicher sei, dass keine statische Veränderung am Klinikum vorgenommen werden musste. Das Klinikum stellt das ärztliche Personal, die freiberuflich im Auftrag des ADAC ihren Dienst auf dem Rettungshubschrauber “Christoph 40“ verrichteten. Die Piloten stellt die ADAC Luftrettung gGmbH, die HEMS Crew Member (HCM) kommen vom Kreisverband Augsburg-Stadt des Bayerischen Roten Kreuzes. Alarmiert wird der künftige „Christoph 40“ über die Integrierte Leitstelle der Feuerwehr Augsburg, die bei der Einweihung auch die Brandwache sicherstellte.

rth.info wünscht der Besatzung des “Christoph 40“ bereits jetzt viele erfolgreiche Einsätze und dass sie immer wohlbehalten und unversehrt zu ihrer Luftrettungsstation in Augsburg zurückkommen.

Da die Luftrettungsstation noch nicht vom Mieter, der ADAC Luftrettung gGmbH, übernommen werden konnte, und auch das zuständige Luftamt Bayern-Süd den Dachlandeplatz noch nicht abgenommen und genehmigt hat, wird “Christoph 40“ auch noch nicht von seinem neuen Standort am Augsburger Klinikum aus fliegen können. Dem Vernehmen nach sei Mitte Januar 2014 mit der Betriebsaufnahme zu rechnen. rth.info wird hierüber gesondert berichten.

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Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

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Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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