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Teilnehmerrekord zum 10. Christoph 45-Tag

11.11.2015

Friedrichshafen (BWÜ) ::  Am Samstag fand in Friedrichshafen der zehnte Christoph 45-Tag der DRF Luftrettung statt. Diese medizinische Fortbildung widmet sich jedes Jahr aktuellen notfallmedizinischen Themen. Mit 230 Teilnehmern von Rettungsorganisationen und Kliniken aus der Region war sie die meistbesuchte Fortbildung der Friedrichshafener Luftretter bisher. Sie fand in den Räumlichkeiten der Klinik statt. Im Fokus stand die Zusammenarbeit im Schockraum, neue Leitlinien bei der Reanimation und ethische Aspekte im Rettungsdienst.

„Dieser Andrang zeigt, dass die medizinischen Fortbildungen der DRF Luftrettung einen festen Platz bei den Rettungsorganisationen und Kliniken aus der Region haben und die Themen eine hohe Relevanz für den Einsatzalltag darstellen“, erklärt Stephan Klötzer, leitender Notfallsanitäter der DRF Luftrettung an der Station Friedrichshafen. „Ziel dieser gemeinsamen notfallmedizinischen Weiterbildung für Notärzte und Rettungsassistenten ist es, dass alle im Rettungseinsatz beteiligten auf einem einheitlich hohen Qualitätsniveau arbeiten und die Patientenbetreuung und die Abläufe stetig optimiert werden. Regelmäßiger Austausch ist hierfür von großer Bedeutung.“

Nach der Begrüßung durch den leitenden Hubschraubernotarzt der Friedrichshafener Station Dr. Reinhard Stadler, widmete sich Dr. med. Wolfgang Stahl, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Ulm, dem Schockraummanagement. Der Schockraum ist die Schnittstelle zwischen Rettungsdienst und Klinik. Bei der Übergabe des Patienten durch die medizinische Hubschrauberbesatzung an das Klinikpersonal muss jeder Handgriff sitzen. Für die bestmögliche Weiterversorgung des Patienten ist die Zusammenarbeit und die Priorisierung der nächsten Schritte – von der Bewertung der vorhandenen Informationen bis zur Entscheidung über das weitere Vorgehen – ein wichtiges Thema. Im Rahmen des Vortrags wurde ein Blick in USA geworfen und das dortige Schockraummanagement betrachtet.

Bodenseekreis Vorreiter bei telefonischer Reanimation Dr. rer. nat. Dr. med. Burkhard Dirks aus Ulm erläuterte im Folgenden die neuen Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation des ERC (European Resuscitation Council). Als Altpräsident des Deutschen Rates für Wiederbelebung (GRC) zählt Dr. Burkhard Dirks zu den führenden Notfallmedizinern in Deutschland und war an der Neufassung der Leitlinien maßgeblich beteiligt. Ein wesentlicher Aspekt betrifft die „low-flow-time“, also die Zeit, in der die Reanimation des Patienten für Maßnahmen wie Defibrillation, Intubation oder Analyse des Zustandes kurz unterbrochen wird. Diese soll zukünftig minimiert werden.

Ein weiteres wichtiges Thema war die Einführung der angeleiteten Telefonreanimation im Rettungsdienstbereich Bodensee/Oberschwaben. Im Notfall stehen dem Laien extra geschulte Leitstellendisponenten zur Seite und geben Anleitung zur Herzdruckmassage und Beatmung. So sollen die wichtigen Minuten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrückt werden. Der Rettungsdienstbereich nimmt bei der telefonischen Reanimation eine Vorreiterrolle innerhalb Deutschlands ein. Während in Ravensburg und am Bodensee bereits 90% der Reanimationen telefonisch durchgeführt werden, liegt der Wert in der Bundesrepublik bei rund 4%.

Abschließend widmete sich PD. Dr. med. Detlev Jäger, Zentrumsdirektor und Chefarzt Innere Medizin der Klinik für Kardiologie und Angiologie, Intensivmedizin in Friedrichshafen/Weingarten ethischen Aspekten im Rettungsdienst. Gerade in der Notfallmedizin werden die Besatzungen oft unter Zeitdruck mit besonderen ethischen Problemen konfrontiert. Das Stichwort „Patientenverfügung“ ist hierbei ein vieldiskutiertes Thema, das nach Ansicht des Experten in der Ausbildung bisher noch zu wenig Berücksichtigung findet.

Hintergründe zur Fortbildung

An den Stationen der DRF Luftrettung finden regelmäßig medizinische Fortbildungsveranstaltungen - wie der „Christoph 45-Tag“ - statt. Ziel ist es, Fachwissen zu vermitteln und den Teilnehmern auf regionaler Ebene Möglichkeiten zum Austausch zu geben. Die Fortbildungen richten sich an das medizinische Personal der DRF Luftrettung an den jeweiligen Luftrettungsstationen sowie der regionalen Kliniken und Rettungsdienstorganisationen.

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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