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AOK Baden-Württemberg will 24-Stunden-ITH – Inbetriebnahme für 2017 geplant

26.12.2016

Stuttgart / Rickenbach (BWÜ) ::  In Baden-Württemberg gibt es derzeit acht Luftrettungsstationen (sieben davon betrieben von der DRF Luftrettung und eine in Ulm von der ADAC Luftrettung). Darunter ist zurzeit allerdings kein 24-Stunden-Standort. Luftrettung in der Nacht bzw. in der Dunkelheit findet im “Ländle“ trotzdem statt – dank der rund um die Uhr einsatzbereiten Luftrettungsmittel “Christoph München“ und “Christoph Nürnberg“ der DRF Luftrettung aus Bayern, “Christoph Gießen“ der Johanniter Luftrettung aus Hessen sowie aus der Schweiz “REGA 1“ aus Zürich und “REGA 2“ aus Basel.

Welcher Betreiber letztendlich zum Zuge kommen wird, ist derzeit noch völlig offen (die Aufnahme aus dem August 2016 zeigt eine BK 117 der HTM als Ersatz für den ITH “Christoph Rostock“ am Rostocker Südstadt-Klinikum)

Welcher Betreiber letztendlich zum Zuge kommen wird, ist derzeit noch völlig offen (die Aufnahme aus dem August 2016 zeigt eine BK 117 der HTM als Ersatz für den ITH “Christoph Rostock“ am Rostocker Südstadt-Klinikum)

Foto: Julian Giptner

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Das für die öffentlich-rechtliche Luftrettung zuständige Innenministerium und die Kostenträger waren bislang mit dieser Lösung offenbar zufrieden. Zwar geisterten immer wieder Meldungen durch den Buschfunk, man sei sich mit der DRF Luftrettung einig, den Standort Freiburg zu einer 24-Stunden-Station auszubauen, auch wurde das dortige Stationsgebäude bereits vor Jahren um einen zweiten Stock vergrößert. Doch bis auf regelhaft wiederholte Absichtserklärungen, einen 24-Stunden-Standort einzurichten, änderte sich an der Vorhaltung bislang nichts.

Doch mit dem Vorpreschen der Björn Steiger Stiftung, die im Frühjahr 2016 sogar eine 100-prozentige Tochter namens Björn Steiger Stiftung Luftrettung GmbH gründete und zum 1. Januar 2017 mit Ulrich Schreiner einen ehemaligen AOK-Kostenverhandler und DRF-Manager zum neuen Geschäftsführer der Luftrettungs-GmbH bestellt hat, in Rickenbach einen Intensivtransporthubschrauber (ITH) stationieren zu wollen, hat sich anscheinend die Situation grundsätzlich geändert. Die AOK Baden-Württemberg mit Sitz in der Landeshauptstadt Stuttgart, als prominenter Vertreter der Kostenträger, bezifferte erstmals öffentlich die Kosten für einen 24-Stunden-Betrieb (laut “Badischer Zeitung“ seien es jährlich rund 4,5 Millionen Euro) und geht von einer Eröffnung der 24-Stunden-Station im Jahr 2017 aus.

Bislang gibt es von der H145 im Corporate Design der Björn Steiger Stiftung nur diese Computergraphik

Bislang gibt es von der H145 im Corporate Design der Björn Steiger Stiftung nur diese Computergraphik

Foto: Björn Steiger Stiftung

Diese Aussage der AOK und das offensive Vorgehen der Björn Steiger Stiftung wecken indes Begehrlichkeiten auch bei den anderen Luftrettungsbetreibern in Deutschland: Die DRF Luftrettung, im “Ländle“ quasi das Synonym für Luftrettung, hatte zunächst am 20. April 2016 in einem Positionspapier die Kostenträger, das zuständige Innenministerium sowie andere nachgeordnete Behörden wie das Regierungspräsidium in Freiburg darauf hingewiesen, dass sie einen weiteren Luftrettungsstützpunkt im Südwesten für überflüssig halte. Vor Kurzem hieß es aber, dass sie durchaus an einer weiteren Station im Kreis Waldshut bzw. am Betrieb einer 24-Stunden-Station sehr interessiert sei. Offensichtlich hatte das Bekanntwerden im September 2016 der äußerst schlechten Hilfsfrist-Erfüllungsquoten von Notarzt und Rettungswagen im Rettungsdienstbereich Waldshut zu einem Umschwenken beim Platzhirschen gesorgt. Mitte Dezember meldete sich dann die ADAC Luftrettung zu Wort und bekundete ebenfalls ihr Interesse an Station und 24-Stunden-Betrieb. Gleichzeitig wies sie jedoch auf europarechtliche Vorgaben bei der Vergabe einer neuen Station bzw. der Erweiterung einer Station im Tagbetrieb auf 24 Stunden hin. Ein ADAC-Sprecher sagte dazu gegenüber der “Badischen Zeitung“: “Die Einrichtung eines neuen Luftrettungsstandorts in dieser Region unterliegt aus unserer Sicht dem geltenden Vergaberecht.“ Und sollte dieser neue Standort Realität und also ausgeschrieben werden, “würde sich die ADAC Luftrettung gGmbH als bundesweite Luftrettungsorganisation selbstverständlich bewerben“.

Die DRF Luftretter aus Nürnberg und München unterstützen mit ihren nachtflugtauglichen H145 die Rettungsdienste in Baden-Württemberg (hier eine neue H145 der DRF Luftrettung beim Tag der offenen Tür der Heeresflieger in Bückeburg)

Die DRF Luftretter aus Nürnberg und München unterstützen mit ihren nachtflugtauglichen H145 die Rettungsdienste in Baden-Württemberg (hier eine neue H145 der DRF Luftrettung beim Tag der offenen Tür der Heeresflieger in Bückeburg)

Foto: Jörn Fries

Die ADAC Luftrettung wird voraussichtlich 2017 in Ulm ihre BK 117 durch eine H145 ersetzen (die aktuelle Aufnahme zeigt den in Sande eingesetzten 24-Stunden-RTH "Christoph 26")

Die ADAC Luftrettung wird voraussichtlich 2017 in Ulm ihre BK 117 durch eine H145 ersetzen (die aktuelle Aufnahme zeigt den in Sande eingesetzten 24-Stunden-RTH "Christoph 26")

Foto: Jörn Fries

In Mittelhessen ist die “Dauphin“-Flotte der Johanniter Luftrettung beheimatet. Auch die AS 365 N2/3 (hier der “Akkon 89-1“ aus Bochum) fliegen regelmäßig in der Nacht nach bzw. in Baden-Württemberg

In Mittelhessen ist die “Dauphin“-Flotte der Johanniter Luftrettung beheimatet. Auch die AS 365 N2/3 (hier der “Akkon 89-1“ aus Bochum) fliegen regelmäßig in der Nacht nach bzw. in Baden-Württemberg

Foto: Jörn Fries

Wie rth.info in Erfahrung bringen konnte, hat sich kurz vor Weihnachten nun auch die Johanniter Luftrettung an die AOK Baden-Württemberg und das Stuttgarter Innenministerium gewandt und ihr Interesse an der Einrichtung einer 24-Stunden-Station bekundet. Hingegen hält sich nach Angaben der “Badischen Zeitung“ die Schweizerische Rettungsflugwacht REGA zu dem Vorgang bedeckt. “Die Zusammenarbeit zwischen der Rega und den Leitstellen im süddeutschen Raum funktioniert sehr gut und hat sich seit vielen Jahren bewährt“, sagte Adrian Schindler, Mediensprecher der REGA, Mitte Dezember der “Badischen Zeitung“. “Ob es in der Region einen weiteren Rettungshelikopter brauche, diese Einschätzung sei nicht Sache der Rega“, so war dort zu lesen.

Vor einigen Jahren war im äußersten Südwesten noch eine Bell UH-1D der Bundeswehr in SAR-Konfiguration mit Rettungswinde stationiert

Vor einigen Jahren war im äußersten Südwesten noch eine Bell UH-1D der Bundeswehr in SAR-Konfiguration mit Rettungswinde stationiert

Foto: Tobias Klein

Die Björn Steiger Stiftung versucht indes weiterhin, ihren Standort Rickenbach-Hütten durchzusetzen: Bis Anfang Dezember lagen in Rickenbach die Unterlagen für eine Umwidmung des Segelflugplatzes in einen Sonderlandeplatz aus. Parallel dazu wurden die Träger öffentlicher Belange angehört sowie ein Lärm- und ein flugklimatologisches Gutachen beim Regierungspräsidium Freiburg in Auftrag gegeben. Auch stehe der Björn Steiger Stiftung bereits eine Einsatzmaschine zur Verfügung, heißt es in gut unterrichteten Kreisen.

Die AOK Baden-Württemberg hat für Ende Januar 2017 alle Beteiligten zu einem Gespräch in ihre Stuttgarter Zentrale eingeladen – Ergebnis offen.

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Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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