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40 Jahre ZSH: Christoph 3 - Köln

21.12.2011

In dieser Reportagenserie sind erschienen:

Wie eingangs des Mehrteilers erwähnt, war dieser Standort der erste in vollständiger Bundesverwaltung.

Genau genommen war „Johannes Köln 1“ zu Beginn am Segelflugplatz in Leverkusen stationiert. Mit dieser Entscheidung wich man von den beiden anderen Standorten München und Ulm ab, den Zivilschutzhubschrauber (ZSH) an einem Krankenhaus zu stationieren. Die Experten des Bundesministerium des Innern sahen in Leverkusen folgende Standortvorteile: stark frequentierte Verkehrsknotenpunkte und Bundesautobahnen, eine dichte Besiedelung und Industrialisierung. Wenig Begeisterung für den Standort entwickelten hingegen die Notärzte des ZSH, zum einen fühlten sie sich bei 1 - 3 Einsätzen pro Tag nicht ausgelastet, zum anderen befanden sich einige Mediziner erst in der Anerkennung zum Facharzt. Die Bereitschaftszeit am Standort Leverkusen wurde von der Standesorganisation nicht anerkannt, die Ärzte waren deshalb frustriert und weitere Ärzte ließen sich nur schwer für das Modellprojekt gewinnen. Interessanterweise trug die gelbe BO-105C mit dem Kennzeichen D-HDOC zu Beginn ihres Einsatzdienstes zunächst eine ADAC- Beschriftung in Analogie zur in München eingesetzten D-HILF. Lediglich auf der Schiebetür war statt dem Roten Kreuz das Wappen des Malteser Hilfsdienstes angebracht. Erst später wurde der Hubschrauber mit dem Schriftzug „Katastrophenschutz“ und dem internationalen Zivilschutzzeichen auf blauen Grund versehen.

"Christoph 3" startet 1993 zu einem Einsatz vom Standort in Köln-Merheim

"Christoph 3" startet 1993 zu einem Einsatz vom Standort in Köln-Merheim

Foto: Archiv Felix Troschier

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Bis etwa Mitte der 90er Jahre kamen in Köln BO 105 CB zum Einsatz. Hier die D-HDOC, mit der die Luftrettung in Köln 1971 ihren Anfang nahm

Bis etwa Mitte der 90er Jahre kamen in Köln BO 105 CB zum Einsatz. Hier die D-HDOC, mit der die Luftrettung in Köln 1971 ihren Anfang nahm

Foto: Archiv Felix Troschier

Im September 1972 verlegte man „Christoph 3“ nach Köln-Weidenpesch zum dortigen Heilig-Geist-Krankenhaus. Kaum dort angekommen, fingen die Anwohner über Lärmbelästigung – sich zuerst zu beklagen - und dann zu klagen. Ein Rechtsstreit folgte, der sich über mehrere Jahre hinzog. Nach sieben Jahren wechselte man den Standort und fand für den Tagbetrieb Unterschlupf auf dem Flugfeld der belgischen Heeresflieger in Butzweilerhof. Als „Unterkunft“ für die Besatzungen wurde von der belgischen Armee ein Bauwagen beschafft. Zum Tanken und Übernachten des Hubschraubers, verlegte man den ZSH nach Hangelar. Diese für alle Beteiligten unbefriedigende Lösung konnte auch der Rat der Stadt Köln gut nachvollziehen, so entschied man sich am 22.05.1980 für eine neue Standortverlegung nach Köln-Mehrheim. Drei Jahre sollten aber noch ins Land gehen, bis der Umzug dann auch vollzogen wurde. Am hiesigen Krankenhaus der Stadt Köln entstand ein Hangarneubau mit Sozialräumen, eine schienengebundene Landeplattform sowie eine feste Unterflur-Tankanlage.

„Christoph 3“ damals noch als BO 105 vor dem Kölner Dom

„Christoph 3“ damals noch als BO 105 vor dem Kölner Dom

Foto: Bundespolizei

„Christoph 3“ nach der Landung zu einem schweren Bahnunfall an der hessischen Landesgrenze

„Christoph 3“ nach der Landung zu einem schweren Bahnunfall an der hessischen Landesgrenze

Foto: Matthias Böhl

Gut ersichtlich ist die enge Zusammenarbeit zwischen Luftrettung, bodengebundener Rettung und Feuerwehr

Gut ersichtlich ist die enge Zusammenarbeit zwischen Luftrettung, bodengebundener Rettung und Feuerwehr

Foto: Matthias Böhl

Genaueres ist leider nicht überliefert, allerdings berichtete man, dass im Winter 1978/79 auch die orange Bell 212 zwecks Erprobung des Hubschraubermusters zur Eignung bei Einsätzen im städtischen Raum geflogen wurde. (die Autoren freuen sich über Hinweise aus der Leserschaft) Einer der Piloten von „Christoph 3“ war übrigens unter Anderem Gunter Carloff, der spätere Leiter der BGS / Bundespolizei Fliegergruppe.

 „Christoph 3“ landet zu einem Sekundäreinsatz am St. Marienkrankenhaus in Siegen

„Christoph 3“ landet zu einem Sekundäreinsatz am St. Marienkrankenhaus in Siegen

Foto: Matthias Böhl

Zeitgleich trifft auch der damalige „Christoph Reichelsheim“ am Landeplatz ein

Zeitgleich trifft auch der damalige „Christoph Reichelsheim“ am Landeplatz ein

Foto: Matthias Böhl

Bereits um 1991 hat der Bund eine seiner „alten“, kurzen BO 105 CB versuchsweise bei Eurocopter mit einer neuen Rumpfzellle versehen lassen und zur BO 105 CBS-4 hochrüsten lassen. Die D-HBGS wurde dem Hauptstandort der BGS-Fliegergruppe in Hangelar zugeordnet und kam daher häufig als „Christoph 3“ zum Einsatz, während die übrigen ZSH-Stationen mit BO 105 noch auf den kurzen CB ihren Dienst versahen. Die seit der Indienststellung von „Christoph 3“ im Jahre 1971 fliegende D-HDOC verließ nach dem Abschluss der Leasingverträge für die neuen BO-105 CBS-5 Mitte der 90er Jahre die ZSH-Flotte als eine der BOs mit den meisten Flugstunden. Einen großen Teil dieser Flugstundenleistung hat sie als „Christoph 3“ von Köln aus erflogen. Wegen des durch Sonneneinstrahlung leicht lädierten Lackes war die D-HDOC bei Insidern auch als „Patchworkmaschine“ bekannt. Fortan kamen dann in Köln-Merheim BO 105 CBS-5 zum Einsatz.

Landung von „Christoph 3“ als BO 105 am Standort in Köln-Merheim

Landung von „Christoph 3“ als BO 105 am Standort in Köln-Merheim

Foto: Matthias Böhl

Hier ist „Christoph 3“ ersatzweise bereits als „grüne“ EC 135 unterwegs

Hier ist „Christoph 3“ ersatzweise bereits als „grüne“ EC 135 unterwegs

Foto: Matthias Böhl

In Anwesenheit des Bundesinnenminister a.D. Genscher wurde am 22.06.2007 ein neuer Hubschrauber Typ vom Muster EC 135T2i feierlich übergeben (rth.info berichtete). Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich bereits ein weiterer Standortwechsel ab. Aus dem einstigen Industriegebiet um den Standort in Merheim wurde ein Wohngebiet. Auch die europäischen Richtlinien haben unmittelbare Auswirkungen auf die Station gehabt. Als Übergangslösung - so die Planung - wurde „Christoph 3“ am Flughafen Köln / Bonn stationiert. Die lange Geschichte um den neuen Standort in Köln-Buchforst ist eine eigene Geschichte für sich. Der „Kalkberg“ wurde einst für Abfälle und Altlasten der Chemischen Fabrik Kalk genutzt. Die Art und Umfang der Ablagerungen dort seien bekannt. Bereits in den 90’ern wurden Bodenuntersuchungen durchgeführt und die Ergebnisse seien in ein Sanierungskonzept eingeflossen und teilweise bereits umgesetzt worden. Die Altlasten seien als wenig problematisch einzustufen, so der Rat der Stadt Köln. Im Juli 2011 wurde die Klage gegen die Stationierungspläne auf dem „Kalkberg“ abgewiesen. Nach dieser Entscheidung wurde die noch offene Planung für einen Hubschrauber Standort im August abgeschlossen. Der Rat der Stadt Köln hat sich im Oktober 2011 mit einem Doppelstandort für „Christoph 3“ und „Christoph Rheinland“ befasst. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus, soll aber für Ende diesen Jahres getroffen werden.

Übergabe der EC 135 T2i und Außerdientstellung der BO 105 in Köln

Übergabe der EC 135 T2i und Außerdientstellung der BO 105 in Köln

Foto: Bundespolizei

„Christoph 3“ als EC 135, hier an der Uniklinik in Marburg

„Christoph 3“ als EC 135, hier an der Uniklinik in Marburg

Foto: Andreas Kautz

Inzwischen ein gewohntes Bild: Die EC135 über dem Kölner Dom

Inzwischen ein gewohntes Bild: Die EC135 über dem Kölner Dom

Foto: Bundespolizei

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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