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Kasseler Luftretter beziehen renovierte Station

10.04.2012

Seit 1975 ist der Rettungshubschrauber Christoph 7 am Roten-Kreuz-Krankenhaus in Kassel Wehleiden stationiert. Nun wurden die Station und die Landeplattform in einer Bauzeit von 11 Monaten generalüberholt. Neue Sicherheitsvorschriften machten den Umbau notwendig.

Christoph 7 auf dem Dach des Rot-Kreuz-Krankenhauses mit Herkules im Hintergrund

Christoph 7 auf dem Dach des Rot-Kreuz-Krankenhauses mit Herkules im Hintergrund

Foto: Andreas Kautz

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Die alten Räume boten wenig Platz und die Sicherheitsansprüche an Dachlandeplätze machten auch hier eine Modernisierung erforderlich. Am 01.04.2011 zogen die Luftretter daher mit Sack und Pack nach Fuldatal zur Fliegerstaffel Mitte der Bundespolizei um und nahmen dort den Dienstbetrieb auf. In Fuldatal behalf man sich während der elfmonatigen Umbauzeit mit einer Containerstation. Der Betrieb des Rettungshubschraubers dort lief weitestgehend problemlos ab. In den Süden und Westen des Einsatzgebietes musste man eine 2-3 Minuten längere Anflugzeit in Kauf nehmen, und man konnte auch nicht einfach mal so den Notarzt austauschen wie es in Kassel am Krankenhaus schon einmal vorkommt. Auch hatte man die Logistik des Krankenhauses während dieser Zeit nicht direkt zur Verfügung. Medikamente, Verbrauchsmaterialien und andere Dinge mussten immer nach Fuldatal transportiert werden. Einige Vorteile brachte der Dienst dort allerdings auch mit sich. Der Hubschrauber konnte direkt nach jedem Einsatz getankt werden, man hatte das Wartungspersonal und die Technik gleich vor Ort und der Hubschrauber konnte bei schlechtem Wetter auch mal in den Hangar geschoben werden, was in Kassel am Krankenhaus nicht möglich ist.

Die Stammbesatzung von Christoph 7 besteht aus 12 Notärzten und 8 Rettungsassistenten. Die Piloten stellt die Bundespolizei-Fliegerstaffel Mitte. Die Ärzte stammen alle vom Rot-Kreuz-Krankenhaus, die Rettungsassistenten vom DRK Rettungsdienst GmbH Kassel. Die Anforderungen an neue Bewerber sind sehr hoch. Durch die im Vergleich zu anderen Stationen eher kleine Stammmannschaft wird gewährleistet dass die Besatzungsmitglieder auch genügend Einsatzerfahrung sammeln können. Jedes Mitglied hat im Monat so zwangsläufig mehrere Tage Dienst zu verrichten.

Die Besatzung kümmert sich im Funkraum um die Schreibarbeit

Die Besatzung kümmert sich im Funkraum um die Schreibarbeit

Foto: Andreas Kautz

Am 01.03.2012 bezogen die Luftretter ihre frisch renovierte Station wieder und Sie fühlen sich dort wohl. Einige Kartons stehen noch in den Ecken und es sind auch noch nicht alle Möbel geliefert. Die Matratzen für die Betten in den Ruheräumen fehlen noch aber der Diensthabende Notarzt Peter Stahl ist zuversichtlich: „Das wird in den nächsten Tagen alles noch nach und nach angeliefert und dann sind wir gut ausgestattet.“ So hat jeder der Besatzung, bestehend aus Pilot, Notarzt und Rettungsassistent, ein eigenes Zimmer, in dem Sie sich ausruhen und zwischen den Einsätzen zurückziehen können. Sanitäre Anlagen und Duschen wurden renoviert. Es wurden Räume für die Lagerung von Material und Medikamenten geschaffen, ein Aufenthaltsraum mit kleiner Küche ist entstanden und auch die Treppe zum Flugdeck wurde erneuert. Ein neuer Raum wurde geschaffen, in dem verschmutzte Kleidung und Ausrüstung gewaschen, und über eine Durchreiche in den nächsten Raum auf die saubere Seite zum Trocknen und Lagern gegeben werden kann.

Ein neuer Raum für das Materiallager wurde geschaffen

Ein neuer Raum für das Materiallager wurde geschaffen

Foto: Andreas Kautz

In die Sicherheit auf dem Dach wurde viel Geld investiert. Mitten im Wohngebiet gelegen ist das Dach nun mit der neusten Sicherheitstechnik ausgestattet. Zwei automatische Feuerlöschkanonen wurden installiert und die Beleuchtungsanlage wurde rundum erneuert. Das Landedeck ist nun aus einer Aluminiumkonstruktion gefertigt, die im Winter immer konstant auf +5°C gehalten wird, damit sich kein Schnee- und Eisansatz bilden kann. Weiterhin ist die Aluminiumoberfläche rutschfest.

Die neu gestaltete Landeplattform in Aluminiumbauweise

Die neu gestaltete Landeplattform in Aluminiumbauweise

Foto: Andreas Kautz

Je nach Windrichtung ist immer eine der gegenüberliegenden Löschkanonen aktiv geschaltet

Je nach Windrichtung ist immer eine der gegenüberliegenden Löschkanonen aktiv geschaltet

Foto: Andreas Kautz

Eine breite Treppe wurde als zweiter Rettungsweg installiert. Diese Treppe ist so breit konstruiert worden, damit man im Notfall auch einen Patienten herunter tragen kann, falls der Fahrstuhl z.B. einmal ausfallen sollte. Im Bereich der Treppe wurde auch der Löschwassertank in der Erde vergraben. Die Betankungsanlage soll bis zum Sommer fertig installiert sein. So entfallen zusätzliche Flüge nach Fuldatal um die Maschine zu betanken. Im Sommer bei gutem Wetter kann der Hubschrauber auch auf dem Dach verbleiben, der Pilot kann jetzt bei Bedarf in der Station übernachten. Da das Rot-Kreuz-Krankenhaus unter Denkmalschutz steht, konnte man nicht nach belieben umbauen, sondern musste sich an die Gegebenheiten anpassen. So ist z.B. die Tür, über die die Besatzung auf das Dach zum Hubschrauber geht, nicht sonderlich groß geraten. Man muss immer auf den Kopf achten, damit man nicht anstößt. Unter diesen strengen Auflagen war das baulich leider nicht anders zu regeln.

Der schmale Zugang zum Landeplatz konnte aus Denkmalschutzgründen leider nicht anders gestaltet werden. Links und rechts zuerkennen die Bedienung der Feuerlöschanlagen.

Der schmale Zugang zum Landeplatz konnte aus Denkmalschutzgründen leider nicht anders gestaltet werden. Links und rechts zuerkennen die Bedienung der Feuerlöschanlagen.

Foto: Andreas Kautz

Ein zweiter Rettungsweg in Form einer breiten Notfalltreppe wurde ebenfalls installiert

Ein zweiter Rettungsweg in Form einer breiten Notfalltreppe wurde ebenfalls installiert

Foto: Andreas Kautz

Vor Kurzem hatte das Verwaltungsgericht Kassel einen Eilantrag der Bürgerinitiative zur Stationierung des Hubschraubers am Rot-Kreuz-Krankenhaus abgelehnt, mit der Begründung, dass es sich hier nur um eine sicherheitstechnische Änderung der Genehmigung des Landeplatzes handelt. Die ursprüngliche Genehmigung aus dem Jahr 1975 hat weiterhin Bestand. Ein Ehepaar fand, dass ihre Interessen hinsichtlich der Lärm- und Geruchsbelastung nicht ausreichend berücksichtigt worden seien.

„Der Dienstbetrieb wird weitergehen wie bisher auch. Ab voraussichtlich Sommer werden die Flugbewegungen weiter reduziert, da die Tankanlage dann in Betrieb gehen wird!“ Dr. Peter Stahl betonte auch, dass es in der direkten Nachbarschaft um die Station immerhin mehr Mitglieder im Förderverein des Rettungshubschraubers gibt, als Mitglieder der Bürgerinitiative.

Der Förderverein vom Rettungshubschrauber Christoph 7 wird in diesem Jahr 10 Jahre alt. Aus diesem Grunde wird es auch eine große Veranstaltung zum Jubiläum am 25.08.2012 in Kassel an den Messehallen geben. Weitere Infos zum Hubschrauber und zum Förderverein gibt es unter http://www.christoph7-kassel.de/...

In Kassel oft gesehen: Die Stammmaschine D-HZSL steht einsatzklar auf dem Dach des Rot-Kreuz-Krankenhauses

In Kassel oft gesehen: Die Stammmaschine D-HZSL steht einsatzklar auf dem Dach des Rot-Kreuz-Krankenhauses

Foto: Andreas Kautz

Autor

Wir danken:
Der Autor bedankt sich bei Herrn Dr. Peter Stahl für die freundliche Unterstützung und den netten Tag in Kassel.

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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