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40 Jahre Luftrettung in Koblenz

01.10.2013

Am Samstag, den 28. September 2013 öffnete das ADAC-Luftrettungszentrum “Christoph 23“ am Bundeswehrzentralkrankenhaus (BwZKrhs) im Koblenzer Stadtteil Metternich seine Pforten. Anlass war das Jubiläum “40 Jahre Luftrettung am Bundeswehrzentralkrankenhaus“. Gleichzeitig lud das 1952 von der französischen Armee erbaute und 1957 von der jungen Bundeswehr übernommene BwZKrhs zu einem Tag der offenen Tür ein. Mehrere tausend Besucher aus nah und fern nutzten die Gelegenheit, einmal am Steuerknüppel eines Rettungshubschraubers Platz zu nehmen oder sich von einem Arzt die Funktionsweise eines Computertomographen erklären zu lassen. Auch das Wetter passte zu dieser sehr gelungenen Veranstaltung: Den ganzen Tag strahlte die Sonne vom blauen Himmel herab.

Schon in den Vormittagsstunden herrschte im BwZKrhs Riesenandrang: Besucher aus nah und fern konnten sich von der Leistungsfähigkeit des "Lazaretts", des Bundeswehr-Rettungszentrums und seiner Partnerorganisationen überzeugen

Schon in den Vormittagsstunden herrschte im BwZKrhs Riesenandrang: Besucher aus nah und fern konnten sich von der Leistungsfähigkeit des "Lazaretts", des Bundeswehr-Rettungszentrums und seiner Partnerorganisationen überzeugen

Foto: Jörn Fries

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Tag der offenen Tür

Schon frühzeitig vor dem offiziellen Beginn des Tages der offenen Tür um 10 Uhr hatten sich zahlreiche Helispotter am ADAC-Luftrettungszentrum eingefunden, um die im Vorfeld der Veranstaltung angekündigten Maschinen aus der Nähe bewundern zu können. Und sie wurden fürs Frühaufstehen und fürs lange Warten belohnt: Um kurz nach neun Uhr landete - schon von Weitem hörbar - der “SAR 41 Nörvenich“, eine Bell UH-1D des Heeres (70+73), auf dem noch leeren Landeplatz des BwZKrhs. Und auch der RTH “Christoph 23“, eine EC 135 mit der Kennung D-HKGD, der bereits am frühen Morgen einen ersten Einsatz hatte, landete nur wenige Minuten später wieder an seiner Homebase.

Ins rechte Licht gerückt: "Christoph 23" traf wenige Minuten nach dem "SAR 41 Nörvenich" am Stützpunkt ein

Ins rechte Licht gerückt: "Christoph 23" traf wenige Minuten nach dem "SAR 41 Nörvenich" am Stützpunkt ein

Foto: Jörn Fries

Durch die immer größer werdende Schar an Besuchern waren beide Hubschrauber ständig umlagert. Mit Verspätung traf gegen 11 Uhr 45 der Polizeihubschrauber “Sperber 1“, ebenfalls eine EC 135 (D-HRPA), vom nahegelegenen Verkehrslandeplatz Koblenz-Willingen ein, der unmittelbar nach der Landung ebenfalls von den zahlreichen Zuschauern umringt wurde. Die Besatzungen bzw. anwesenden Stationsmitglieder beantworteten jede Frage der Wissbegierigen sehr freundlich.

Am späten Vormittag landete der Polizeihubschrauber "Sperber 1" (D-HRPA) am BwZKrhs

Am späten Vormittag landete der Polizeihubschrauber "Sperber 1" (D-HRPA) am BwZKrhs

Foto: Michael Schaufler

Dicht umringt: der Polizeihubschrauber "Sperber 1" (D-HRPA) kurz nach seiner Landung am BwZKrhs

Dicht umringt: der Polizeihubschrauber "Sperber 1" (D-HRPA) kurz nach seiner Landung am BwZKrhs

Foto: Tim und Ralph Nußbaum

Auf der “Blaulichtmeile“ konnte man zahlreiche Einsatzfahrzeuge verschiedener Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben besichtigen, darunter ein Großraum-Rettungswagen der Berufsfeuerwehr Koblenz, ein Gerätewagen Sanität der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule sowie weitere Einsatzfahrzeuge von ADAC, DRK, Johanniter, Malteser, Polizei und Freiwilliger Feuerwehr Koblenz-Rübenach. Das Bundeswehr-Rettungszentrum stellte zwei Notarzteinsatzfahrzeuge, zwei Rettungswagen und einen Intensivtransportwagen aus. Und auf dem Außengelände hatte die Bundeswehr eine mobile Rettungsstation aufgebaut.

Auf der "Blaulichtmeile" waren zahlreiche Einsatzfahrzeuge zu bestaunen

Auf der "Blaulichtmeile" waren zahlreiche Einsatzfahrzeuge zu bestaunen

Foto: Tim und Ralph Nußbaum

Vor der Station konnte man sich in aller Ruhe zudem eine EC BK 117 (D-HTIB) ansehen, die normalerweise als Trainingssimulator “Christoph Sim“ an der ADAC HEMS Academy in Sankt Augustin eingesetzt wird. Ein weiterer Höhepunkt waren die Vorführungen eines flugfähigen RC-Modells einer als “Christoph 23“ beklebten EC 135 im Maßstab 1:5.

Auch der Trainingssimulator "Christoph Sim" (D-HTIB) war permanent von Wissbegierigen umlagert

Auch der Trainingssimulator "Christoph Sim" (D-HTIB) war permanent von Wissbegierigen umlagert

Foto: Jörn Fries

Groß und Klein: das flugfähige RC-Modell im Maßstab 1:5 trifft auf seinen großen "Bruder": den RTH "Christoph 23" im Maßstab 1:1

Groß und Klein: das flugfähige RC-Modell im Maßstab 1:5 trifft auf seinen großen "Bruder": den RTH "Christoph 23" im Maßstab 1:1

Foto: Jörn Fries

Zu besonderen Ehren kam die Huey am Mittag: Da “Christoph 23“ während eines Einsatzes mit einem technischen Problem zu kämpfen hatte, das erst durch einen Techniker begutachtet werden musste, übernahm “SAR 41 Nörvenich“ gleich zwei Anschlussaufträge. Als Ersatz für die D-HKGD stellte der ADAC unverzüglich eine Ersatzmaschine in Form der D-HOPI zur Verfügung, die nach der Rückkehr der Bell nach Nörvenich die Einsatzbereitschaft des “Christoph 23“ wiederherstellte. Die D-HKGD wurde nach Sankt Augustin-Hangelar verbracht, wo die sowieso anstehende Wartung der Maschine vorgezogen wurde.

Erinnerte im Sound und im Look an vergangene Zeiten: die Bell UH-1D der Bundeswehr (hier der "SAR 41 Nörvenich" mit der Kennung 70+73) als Gast beim Tag der offenen Tür im BwZKrhs Koblenz

Erinnerte im Sound und im Look an vergangene Zeiten: die Bell UH-1D der Bundeswehr (hier der "SAR 41 Nörvenich" mit der Kennung 70+73) als Gast beim Tag der offenen Tür im BwZKrhs Koblenz

Foto: Tobias Klein

Nach zwei Einsätzen im Raum Koblenz landete "SAR 41 Nörvenich" (70+73) wieder am BwZKrhs - bestaunt von zahlreichen Zaungästen

Nach zwei Einsätzen im Raum Koblenz landete "SAR 41 Nörvenich" (70+73) wieder am BwZKrhs - bestaunt von zahlreichen Zaungästen

Foto: Max Schwarz

Für die kleinen Gäste gab es Kinderschminken, eine Hüpfburg und eine Puppen- und Bärenklinik. Für das leibliche Wohl sorgte die Bundeswehr. Von Grillfleisch über Würstchen und Erbensuppe bis zu Kaffee und Kuchen war für jeden Geschmack etwas dabei.

Festakt

Bereits am Vortag, am Freitag, den 27. September 2013, fand auf dem Gelände des BwZKrhs der offizielle Festakt statt, zu der rund 150 Gäste aus Politik, Gesellschaft und Verwaltung erschienen. Nach einer Begrüßung durch Generalarzt Dr. med. Michael Zallet, Chefarzt und Leiter des BwZKrhs, eröffnete Frau Heike Raab, Staatssekretärin im Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur Rheinland-Pfalz, den Reigen der Grußredner. In den Fokus ihres Grußwortes stellte sie die Einbindung des ehemaligen “SAR 73“ in die zivile Luftrettung und dankte der Bundeswehr für dieses außergewöhnliche Engagement. Lobende Worte fand sie auch für den ADAC, der ein wichtiger Partner des Landes sei. Als “Geburtstagsgeschenk“ überbrachte sie die frohe Botschaft, dass “die Umbaumaßnahmen an der Unterkunft, an der bereits der Zahn der Zeit nage, [...] durchgeführt werden [können]“. Der diesbezügliche Bescheid des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) sei bereits am 22. August 2013 ergangen. Die Baukosten betragen, so die Staatssekretärin weiter, 1 Million Euro brutto. Mit dem Umbau des Sozialtraktes werde im ersten Quartal 2014 begonnen; es sei mit einer 22-monatigen Bauzeit zu rechnen.

Generalstabsarzt Dr. Detlev Fröhlich, Stv. Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und zugleich Kommandeur Gesundheitseinrichtungen sprach von einer “außerordentlich erfolgreichen Kooperation zwischen ADAC und Bundeswehr“ und betonte, dass das BwZKrhs ein anerkannter Partner im zivilen Rettungsdienst sei, was sich nicht zuletzt in der Ernennung des “Lazaretts“ zum “Notfallmedizinischen Zentrum“ im Februar 2006 gezeigt habe. Der (Weiter-)Betrieb der Luftrettungsstation am BwZKrhs ermögliche eine hochqualifizierte Ausbildung der Bundeswehr-Angehörigen für den militärischen Einsatz (“luftgestützter BAT“), deren Ziel “die bestmögliche medizinische Versorgung der Patienten all over the world“ sei.

Sprachen Grußworte (von rechts nach links): Generalarzt Dr. med. Michael Zallet, Staatssekretärin Heike Raab und Generalstabsarzt Dr. med. Detlef Fröhlich

Sprachen Grußworte (von rechts nach links): Generalarzt Dr. med. Michael Zallet, Staatssekretärin Heike Raab und Generalstabsarzt Dr. med. Detlef Fröhlich

Foto: Jörn Fries

Unter das Motto “Gegen die Zeit und für das Leben“, das seit über 40 Jahren die Maxime des ADAC Luftrettung sei, stellte Dr. Klaus Manns, Vorstand für Verkehr und Technik des ADAC Mittelrhein e. V., seine Grußworte. Er lobte ausdrücklich das Koblenzer Modell der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) als vorbildlich und wies auf die ebenso erfolgreiche Kooperation von ADAC und Bundeswehr am Luftrettungsstandort Ulm hin. 34.207 Einsätze seit 1973, davon alleine 19.687 seit Übernahme der Station durch den ADAC im Jahre 1996, seien ein beredtes Zeugnis für die Notwendigkeit des Koblenzer RTHs. Eindrucksvoll bestätigt wurde dies dadurch, dass die zuständige Integrierte Leitstelle Koblenz “Christoph 23“ während des Festakts gleich zweimal zu Notfalleinsätzen alarmierte. Der von seiner Vorrednerin angekündigte Umbau der Koblenzer Station sei ein “Silberstreifen am Horizont“, so Dr. Manns weiter. Er überreichte am Ende seiner Rede je ein RTH-Modell an den ausscheidenden Leitenden HCM Michael Leinweber sowie an die aktuelle Crew der Koblenzer RTH-Station.

Den Festvortrag zum Thema “Qualitätssicherung in der Luftrettung - Anspruch und Wirklichkeit“ hielten - dem Anlass entsprechend gemeinsam - Dr. med. Thomas Schlechtriemen, Leiter des Medizinischen Qualitätsmanagements der ADAC Luftrettung gGmbH und Oberfeldarzt Dr. med. Thomas Schwietring, Leitender Hubschrauberarzt des RTH “Christoph 23“. Die beiden Ausgangsfragen “Warum Qualitätsmanagement?“ und “Warum vorne sein?“ beantworteten sie mit einem einfachen “Unsere Notfallpatienten sind auf uns angewiesen!“ Anhand verschiedener Statistiken und Auswertungen bestimmter Verletzungsmuster bzw. Notarztindikationen untermauerten beide den Anspruch der Notfallpatienten auf die bestmögliche Versorgung.

Anschließend übergab Frau Gesine Dannenmaier, Geschäftsführerin der Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen GmbH (KTQ GmbH), das KTQ-Zertikat an die Verantwortlichen der ADAC-Luftrettungsstation “Christoph 23“, darunter Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH, und Generalarzt Dr. med. Michael Zallet.

Aus den Händen von Frau Gesine Dannenmaier, Geschäftsführerin der KTQ GmbH, erhielten die Verantwortlichen der ADAC-Luftrettungsstation "Christoph 23" das KTQ-Zertifikat

Aus den Händen von Frau Gesine Dannenmaier, Geschäftsführerin der KTQ GmbH, erhielten die Verantwortlichen der ADAC-Luftrettungsstation "Christoph 23" das KTQ-Zertifikat

Foto: Jörn Fries

Für die musikalische Umrahmung des Festaktes sorgte die Big Band des Landesmusikgymnasiums Rheinland-Pfalz in Montabaur. Der Festakt endete mit dem Abspielen und gemeinsamen Singen der deutschen Nationalhymne. Anschließend hatten die geladenen Gäste die Gelegenheit zur Besichtigung des RTH “Christoph 23“ (EC 135, D-HKGD), des RTH-Simulators “Christoph Sim“ (EC BK 117, D-HTIB) sowie des Polizeihubschraubers “Sperber 1“ (EC 135, D-HRPA). Dem schloss sich ein kleiner Imbiss an.

Stolz zeigte sich der scheidende Leitende HCM Michael Leinweber vor "seiner" Maschine (im Vordergrund zwei originalgetreue RTH-Modelle)

Stolz zeigte sich der scheidende Leitende HCM Michael Leinweber vor "seiner" Maschine (im Vordergrund zwei originalgetreue RTH-Modelle)

Foto: Jörn Fries

Dem RTH “Christoph 23“ und seinem gesamten Team wünschen Autoren und rth.info-Redaktion weiterhin “many happy landings“.

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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