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"Christoph 6, kommen!"

08.10.2003

Luftrettung in der Hansestadt? Da mag vielleicht mancher gleich an den "SAR Hamburg 71" denken, den bekannten Rettungshubschrauber aus der Hansestadt Hamburg. Doch halt! Auch Bremen ist eine Hansestadt. Und auch Bremen hat - wie Hamburg - zwei Luftrettungsstandorte. Einen RTH und einen ITH. Während der Bremer ITH von der DRF gestellt wird und am Flughafen stationiert ist, steht schon seit 1973 in Bremen ein vor allem primär eingesetztes Luftrettungsmittel: Christoph 6.

Christoph 6 schwebt ein

Christoph 6 schwebt ein

Foto: Patrick Permien

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Der Hubschrauber hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Inzwischen stellt die ADAC Luftrettung GmbH tagsüber am "Zentralkrankenhaus Links der Weser" eine BK 117 bereit. Doch schauen wir einmal zurück auf die Anfänge dieser Station. Das Bremer Luftrettungszentrum war der sechse Standort, den das Bundesinnenministerium im Rahmen der Sicherstellung des hubschraubergestützten Zivil-/ Katastrophenschutzes eröffnete. Wie an jedem Standort von Zivilschutzhubschraubern wurde auch der Bremer Hubschrauber von Anfang an für die primäre Luftrettung als Rettungshubschrauber ausgestattet.

BO 105 des BMI

BO 105 des BMI

Foto: Matthias Genz

Der Hubschrauber hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Inzwischen stellt die ADAC Luftrettung GmbH tagsüber am "Zentralkrankenhaus Links der Weser" eine BK 117 bereit. Doch schauen wir einmal zurück auf die Anfänge dieser Station.

Das Bremer Luftrettungszentrum war der sechse Standort, den das Bundesinnenministerium im Rahmen der Sicherstellung des hubschraubergestützten Zivil-/ Katastrophenschutzes eröffnete. Wie an jedem Standort von Zivilschutzhubschraubern wurde auch der Bremer Hubschrauber von Anfang an für die primäre Luftrettung als Rettungshubschrauber ausgestattet.

Bell 212 des BMI

Bell 212 des BMI

Foto: Stephan Porath

Doch auch am Hubschrauber an sich wurden Verbesserungen vorgenommen. Ein auf die Hubschrauber- Abmessungen zugeschnittener Inkubator zum Transport von Säuglingen und "Frühchen" ließ sich ab dem 16.05.1975 bei Bedarf mitführen. Am 06.07.1975 flog "Christoph 6" seinen 1.000sten Einsatz. Zwei Jahre später erhielt auch die Bremer Luftrettungsstation einen im neuen Farbschema des BMI lackierten Hubschrauber. Seither fliegen die Zivilschutzhubschrauber in orange.

Weitere drei Jahre später, 1980, stellt das BMI schließlich in Bremen auf ein größeres Hubschraubermuster um. Ab sofort flog man als eine von bundesweit zwei ZSH-Stationen vom Typ Bell 212. Dieses Muster wird von der BGS-Fliegerstafel Nord genutzt. In der Rettungsfliegerei des BMI fand die Bell 212 seit jeher an küstennahen Standorten Verwendung. Durch die Umstellung des Hubschraubermusters kamen auf die Bremer Luftretter erhebliche Änderungen in ihre Alltag zu: So bestand die fliegerische Besatzung ab sofort aus zwei Mann, die Gesamtcrew dementsprechend aus vier statt vorher drei Personen. Der Grund hierfür war in erster Linie, dass die bell 212 des BMI eine Rettungswinde mit sich führen. Dies erweiterte das Einsatzspektrum des "Christoph 6"; führte aber leider auch zu vermehrten Problemen wegen des deutlich erhöhten Lärmpegels der Bell 212. Die Toleranz der Bevölkerung für die Flugbewegungen des Hubschraubers sank, besonders in Obervieland.

Ab dem 01.10.1984 bekam "Christoph 6" Verstärkung. Am nicht weit entfernten Bremer Flughafen wurde unter Federführung der DRF ein Intensivtransporthubschrauber in Dienst gestellt. Dieser hat allerdings bis heute keine offizielle "Christoph"-Kennung. Die Ärzte des DRF-Hubschraubers rekrutieren sich übrigens ebenfalls aus dem Zentralkrankenhaus Links der Weser. Der DRF-Hubschrauber fliegt indes deutlich weniger Einsätze als "Christoph 6". Im Juni 2003 flog die DRF-BK 117 erst ihren 2.500sten Einsatz. Doch zurück zu "Christoph 6":

Beide Bremer Hubschrauber am ZKKH

Beide Bremer Hubschrauber am ZKKH

Foto: Joachim Mayenfels

1996 entschied sich das Bundesinnenministerium, sein Engagement in der Luftrettung deutlich zu reduzieren. Sechs Hubschrauberstationen werden an andere Betreiber übergeben. Zunächst sollte die Bremer Luftrettungsbasis hiervon nicht betroffen sein. Als jedoch die geplante Abgabe der BMI-Station Bielefeld an Wiederständen scheiterte, kam es doch zur Neuausschreibung zum Betrieb der fliegerischen Komponente des "Christoph 6"; Mitte 1996 war klar, dass die Zuweisung des ZSH zum Jahresende aufgekündigt werden würde. Dabei hatte die ADAC Luftrettung GmbH auf Anfrage des BMI bereits vor der Ausschreibung Bereitschaft signalisiert, den Betrieb des "Christoph 6" fortzuführen. Diese durch das Land Bremen durchgeführte Ausschreibung konnte 1997 die ADAC Luftrettung GmbH dann letztlich auch für sich entscheiden. Mit einer gelben BK 117 - ohne Winde übrigens - löste sie am 01. Juli des gleichen Jahres die Bell 212 des Innenministeriums ab. Die Piloten kommen seither ebenfalls vom ADAC. Bis zur Betreiberumstellung wurden durch "Christoph 6" etwa 22.000 Einsätze geflogen; für die medizinische Versorgung von annähernd 20.000 Patienten wurden mehr als 9.200 Flugstunden durch die BGS-Piloten erbracht.

Die wieder verfügbar gewordene Bell 212 des BMI wird indes seither in Güstrow als "Christoph 34" genutzt. Nach etwa 24 Jahren Zivilschutzgeschichte in Bremen und eineinhalb Jahren ADAC-Präsenz feierte die Station am 20.12.1998 ihr 25jähriges Jubiläum.

Christoph 6 bei der Landung

Christoph 6 bei der Landung

Foto: Patrick Permien

"Christoph 6" hat ein typisches Einsatzrevier in der Großstadt mit ihrer Umgebung. Neben dem Bremer Stadtgebiet an sich versorgt der Hubschrauber auch im Primärauftrag die Bremen umgebenden (niedersächsischen) Landkreise Verden, Diepholz, Oldenburg, Rotenburg an der Wümme, Wesermarsch, Osterholz, Cloppenburg und Vechta. Für diese Landkreise stellt "Christoph 6" gerade bei Verkehrsunfällen auf den zahlreichen Landstraßen eine unverzichtbare Ergänzung des bodengebundenen Rettungsdienstes dar. Für den schnellen und schonenden Transport von traumatisierten oder schwer erkrankten Patienten in Spezialkliniken hat sich der Hubschrauber aufgrund seiner Größe ebenfalls als gut geeignet erwiesen. In erster Linie wird für Verlegungen allerdings dennoch der DRF-Hubschrauber vorgehalten.
In der Großstadt Bremen an sich stellt die unübersichtliche Hindernissituation naturgemäß eine Schwierigkeit bei Einsätzen dar. Dies wird beispielsweise durch die Oberleitungen der zahlreichen Straßenbahnlinien noch verstärkt. Im Einzugsbereich des Luftrettungsmittels liegen zudem auch noch die größeren Städte Bremerhaven und Oldenburg. Jährlich fliegt der Bremer ADAC-Rettungshubschrauber inzwischen etwa 1.200 Einsätze.

Christoph 6 Links der Weser

Christoph 6 Links der Weser

Foto: Patrick Permien

Das Einsatzrevier des "Christoph 6" grenzt im Nordwesten an das des "Christoph 26" aus Sanderbusch, im Nordosten an die Gebiete von "SAR Hamburg 71" und "Christoph Hansa" (beide Hamburg), im Südwesten an das des "Christoph Westfalen" (Münster / Osnabrück), im Südosten an die von "Christoph 4" und "Christoph Niedersachsen" (beide Hannover) sowie im Osten an das des Uelzener "Christoph 19". Erwähnenswert ist in Bezug auf die in Bremen eingesetzte Maschine, dass diese in der Regel über eine Radarnase verfügt. Nach wie vor ist "Christoph 6" allerdings nachts nicht einsatzbereit. Gleiches gilt für den in Bremen stationierten DRF-Hubschrauber.

In wenigen Monaten jährt sich die Indienststellung des "Christoph 6" zum dreißigsten Mal. Bereits am 03. November 2003 sollen die offiziellen Feierlichkeiten vollzogen werden. Am 20. Dezember diesen Jahres wird dann die Crew zurückblicken können auf eine lange Geschichte. Während das langjährige Engagement des Innenministeriums und des Bundesgrenzschutzes für die Bremer Luftrettung dabei nicht verschwiegen werden sollte, bleibt dem Autoren, den heutigen Crews allzeit guten Flug und sichere Landungen zu wünschen - auf die nächsten Jahre in der Luftrettung.

Die bundeseigene Bell 212 mit der Kennung D-HBZT

Die bundeseigene Bell 212 mit der Kennung D-HBZT

Foto: Stephan Porath

Übrigens: Die Station bietet für Sammler und interessierte Personen zwei interessante Artikel an.
Zum einen ist dies der Aufnäher der Station, der das derzeit eingesetzte Hubschraubermuster BK 117 zeigt; zum anderen ein ca. 20-minütiges VHS-Video. Letzteres wurde anlässlich des 30jährigen Jubiläums der Station erstellt. Alles Weitere zu diesen Artikeln finden Sie auf www.christoph6.de; deswegen soll an dieser Stelle nicht weiter auf sie eingegangen werden. Aufnäher aus der BMI-Zeit (Bell 212-Patch u.ä.) sind ofensichtlich vergriffen.

Setzen Sie sich bitte gegebenenfalls in diesen Fragen mit der Station in Verbindung. rth.info vertreibt diese Artikel nicht, hat mit deren Vermarktung auch nichts zu tun und weist hier lediglich auf deren Verfügbarkeit hin.

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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