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Heli-Service-Mitte - Hassfurt, Murnau (Teil 2)

28.07.2004

In dieser Reportagenserie sind erschienen:

D-HUKM beim Überflug über die BG-Unfallklinik Murnau

D-HUKM beim Überflug über die BG-Unfallklinik Murnau

Foto: Archiv rth.info

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Teil 1

In Teil 1 dieser Reportage berichteten wir über die Gründung von HSM und die nachfolgenden Aktivitäten der Firma im Ambulanzflugdienst.

Neben der im ersten Bericht ausführlich beschriebenen ITH-Station am Frankfurter Flughafen unterhielt die Fa. Heli-Service-Mitte GmbH aus Egelsbach noch zwei weitere ITH-Stationen in Bayern die, wie auch die Frankfurter Station, über eine Rund-um-die-Uhr- Alarmbereitschaft verfügten.

ITH "Rettung Hassfurt 89-1"

1993 stationierte man am Hassfurter Flugplatz eine weitere Bell 222 B als ITH, die D-HNIC mit dem Funkrufnamen "Rettung Hassfurt 89-1". Zur Besatzung dieser Maschine gehörte neben den (durch die Firma) obligatorisch zwei eingesetzten Berufshubschrauberführern ein Rettungsassistent und ein Notarzt. Wie auf allen Stationen der HSM gab es auch hier einen hauptamtlichen und mehrere aus den umliegenden Hilfsorganisationen stammenden Rettungsassistenten. Die Notärzte wurden zu einem großen Teil vom Schweinfurter Leopoldina- Krankenhaus gestellt. Sie wurden oftmals direkt vom Hubschrauber am Krankenhaus abgeholt. Zusätzlich kamen noch einige Ärzte aus nahegelegenen Kliniken.

Nasse Füße gab es auch für den ITH Murnau einmal bei einer Landung in einem Flussbett bei einem Primäreinsatz

Nasse Füße gab es auch für den ITH Murnau einmal bei einer Landung in einem Flussbett bei einem Primäreinsatz

Foto: Archiv rth.info

Besonderheit der Station war der Ausfall der Maschine durch Naturgewalten – bei entsprechender Wetterlage führte der unmittelbar am Flugplatz gelegene Main oftmals Hochwasser, welches einen Flugbetrieb in Hassfurt nicht zuließ. Besonders in diesen Momenten war die Besatzung dankbar, dass die Unterkunft auf einer leichten Erhöhung lag. So hatte man trockene Füße und konnte den ITH zumindest mittels Zugmaschine aus den Fluten befreien, die natürlich auch den Hangar erreicht hatten. Neben den Einsätzen in Bayern kam die Station Hassfurt öfters auch im hessischen Raum und Thüringen zum Einsatz. Im Rahmen der Umstrukturierung der ITH-Standorte in Bayern wurde diese Station schließlich geschlossen. Viele Informationen zum Hassfurter Flugplatz findet man unter www.flugplatz-hassfurt.de.

ITH Frankfurt

Die am Frankfurter Flughafen stationierte D-HHSM hatte eine 24-stündige Alarmbereitschaft. Tagsüber befand sich die Besatzung in angemieteten Räumlichkeiten direkt am GAT des Frankfurter Flughafens. Nachts wurde die Crew über Cityruf– Empfänger alarmiert und traf sich an der Maschine. Aus finanziellen Gründen und letztlich auch um dem kurzfristigen Bedarf des Hubschraubers durch die Leitstellen gerecht zu werden, entschloss man sich, die Besatzung in einer 'Wache' (einem umgebauten Einfamilienhaus) im am Frankfurter Flughafen angrenzenden Mörfelden unterzubringen. Im Vergleich zu den Unterkünften am Flughafen hatten die Besatzungen nun getrennte Arbeitsbereiche, eine Desinfektionseinheit (kontaminiertes Material konnte schneller desinfiziert werden), ein wesentlich umfangreicheres Material- und Medikamentendepot, sowie separierte Ruhebereiche. Der Umzug hatte auch zur Folge, dass die Besatzungsmitglieder auch nachts quasi am Standort waren und somit eine verkürzte Reaktionszeit (etwa 20 Minuten) bei Einsätzen hatte.

Die "D-HUKM" im Landeanflug auf die BG-Unfallklinik Murnau.  Im Hintergrund die Unterkunft der Besatzung

Die "D-HUKM" im Landeanflug auf die BG-Unfallklinik Murnau. Im Hintergrund die Unterkunft der Besatzung

Foto: Archiv rth.info

Die medizinische Besatzung setzte sich aus einen Facharzt oder Arzt mit Intensiverfahrung und einem Rettungsassistenten mit mehrjähriger Erfahrung im bodengebundenen Rettungsdienst zusammen. Dieser Personenkreis wurde regelmäßig auf firmeninternen Schulungen auf die aktuellen medizinischen Standards gebracht. Die fliegerische Besatzung bestand ausschließlich aus Berufspiloten mit langjähriger Erfahrung, viele Piloten kamen aus dem SAR-Bereich der Bundeswehr. Selbstverständlich verfügten alle Piloten über die Lizenz für Nacht- und Instrumentenflug (IFR). Vorteil dieses Systems war es, auch Patiententransporte unter IFR-Bedingungen an Zielkliniken mit geeigneten Verkehrslandeplätzen verlegen zu können und dann nur noch einen Transport von dort in die Zielklinik durchführen zu müssen, wenn die Wetterbedingungen einen VFR-Transport direkt an das Krankenhaus nicht mehr zugelassen hätten. Somit konnten oftmals lange bodengebundene Transporte umgangen werden, die sonst mit dem Hubschrauber nicht durchführbar gewesen werden. Aus sicherheitstechnischen Gründen setzte das Unternehmen auf den Bell 222 immer zwei Piloten ein.

HSM mit Heli an der Unfallklinik Murnau

Höhepunkt der Ambulanzfluggeschichte der HSM war 1994, als man am 20. Oktober an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Murnau den dritten ITH, eine Bell 222 UT, stationieren konnte. Die Notärzte wurden ausschließlich von der BG-Unfallklinik gestellt. Piloten und Rettungsassistenten kamen direkt vom Unternehmen, wobei es auch hier wieder einen hauptamtlichen Rettungsassistenten gab, der von mehreren Kollegen der örtlichen Rettungsdienste unterstützt wurde.

Das Foto zeigt nochmals ITH Murnau bei einem Primäreinsatz

Das Foto zeigt nochmals ITH Murnau bei einem Primäreinsatz

Foto: Archiv rth.info

Hauptunterschied zu den beiden anderen Standorten der Firma war das Einsatzspektrum der BELL 222 UT mit dem Kennzeichen D-HUKM. Dieser Unterschied erwies sich sehr schnell als sinnvolle Entscheidung, wurde die Maschine von der für Murnau zuständigen Rettungsleitstelle Weilheim doch mehr und mehr zu Primäreinsätzen angefordert als jede andere ITH-Station. Einen besonderen Einsatzschwerpunkt machte die vom Tourismus gut besuchte Zugspitze aus – aber auch die üblichen Notfälle wie Verkehrsunfall und internistische Krankheitsbilder waren oftmals Anlass für den Primäreinsatz. Nachdem die Maschine zunächst keine Unterkunft in Form eines Hangars hatte, wurde im Laufe der Zeit ein provisorischer Hangar errichtet. Am 16. November 1998 wurde die Station als letzter verbliebener ITH-Standort der Fa. Heli-Service-Mitte an die ADAC-Luftrettung übergeben – dies stand sicherlich mit dem Verkauf der hessischen Rechte für die Station Frankfurt in direktem Zusammenhang. Die von der HSM sichergestellte 24h-Bereitschaft des „ITH Murnau“ wurde indes später aufgrund des neuen, öffentlich-rechtlichen Vertrags aufgegeben. Informationen zum heutigen RTH/ITH an der Murnauer Unfallklinik findet man unter www.christoph-murnau.de (offizielle Homepage u. a. mit Webcam am Landeplatz) oder www.ith-murnau.de (private Homepage).

Damalige HSM-Alarmzentrale

Letztlich muss noch kurz über eine weitere Besonderheit dieses Ambulanzflugdienstes berichtet werden. Die Firma leistete sich den Luxus, eine rund um die Uhr besetzte Alarmzentrale einzurichten, die ständig mit einem medizinisch geschulten Ansprechpartner für Kliniken und Rettungsleitstellen besetzt war. Neben der Auftragsannahme und –abwicklung wurden hier auch die Flugbewegungen der ITH-Flotte engmaschig dokumentiert.

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Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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