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Bell 212

Auf einen Blick

Die Bell 212 wurde in der deutschen Luftrettung ausschließlich vom Bundesministerium des Innern (BMI) regulär als Rettungshubschrauber (RTH) eingesetzt. Die Ausphasung der beiden Maschinen erfolgte 2007 und 2008.

In den Jahrzehnten zuvor flogen die Zivilschutz-orange lackierten D-HBZS und D-HBZT an verschiedenen norddeutschen Standorten der Luftrettung. Zuletzt hatte das BMI sie in Eutin/Siblin und in Hamburg genutzt.

Bell 212 der Bundespolizei (links im Bild) im Rettungseinsatz

Bell 212 der Bundespolizei (links im Bild) im Rettungseinsatz

Foto: Patrick Permien

Bundespolizei mit Bell 212 in der Luftrettung

Bell 212 als "Christoph 29" in Hamburg

Bell 212 als "Christoph 29" in Hamburg

Foto: Harald Rieger

Wartungsbedingt sowie aus sonstigen Gründen konnte es natürlich vorkommen, dass eine der beiden genannten Maschinen ausfiel. In diesem Fall stellte die technisch verantwortliche Bundespolizei-Fliegerstaffel Nord im Regelfall eine Ersatzmaschine. Die Fliegerstaffel ist ansässig in Fuhlendorf bei Bad Bramstedt (Schleswig-Holstein). Die Bell 212 der Bundespolizei – BPol, ehemals Bundesgrenzschutz – werden ausschließlich in Bad Bramstedt vorgehalten. Da es jedoch nur die zwei genannten Bell 212 in der ZSH-Lackierung gab, wurde dann auf Polizei-grün lackierte Hubschrauber wie die D-HALS oder die D-HARZ zurückgegriffen.

Ursprung

Blick auf den Hauptrotor und die Winde

Blick auf den Hauptrotor und die Winde

Foto: Harald Rieger

Bei der Bell 212 handelt es sich um einen Hubschrauber, der von Bell Helicopter Textron Inc. produziert wird. Die Bell 212 baut in wesentlichen Aspekten auf dem (nicht nur, aber besonders in der Luftrettung) bewährten Hubschraubermuster Bell UH-1D auf. Wie die UH-1D wird die Bell 212 mit Zweiblattrotor produziert; im Gegensatz zur Bell UH-1D ist der Heckrotor jedoch auf der rechten Seite des Heckauslegers montiert. Im Gegensatz zur berühmten "Huey", die über eine Turbine verfügt, wurde die Bell 212 mit zwei Triebwerken versehen, die zusammen merklich erhöhte Leistungsreserven bieten. Gleich geblieben ist Angaben der Bundespolizei zufolge die Maximalgeschwindigkeit und die Reisegeschwindigkeit der Bell 212 im Vergleich zur Bell UH-1D.

Die D-HBZT einsatzbereit am Standort als "Christoph 34" in Güstrow

Die D-HBZT einsatzbereit am Standort als "Christoph 34" in Güstrow

Foto: Patrick Permien

Für die beiden regulär als RTH eingesetzten Hubschrauber des BMI war diese große Turbinenleistung als besonders nützlich anzusehen, da die Standorte von Christoph 12 und 29 jeweils in der Nähe des Meeres liegen und somit Starkwind keine Seltenheit ist. In Hamburg wurde die Bell 212 ab Januar 2006 eingesetzt; zuvor flog sie (außer am Standort Eutin) im mecklenburgischen Güstrow als "Christoph 34" sowie in Bremen als "Christoph 6".

Rückflug zur Station

Rückflug zur Station

Foto: Harald Rieger

Unter anderem in Hinblick auf Einsätze über und am Wasser wurden die D-HBZS und die D-HBZT mit einer Seilwinde ausgestattet, was den taktischen Nutzen der Maschinen bei der Rettung von Personen aus schwierigen Lagen deutlich aufwertet. Die beiden Bell 212-RTH waren aufgrund der mitgeführten Seilwinde standardmäßig zusätzlich zur üblichen Crew eines deutschen Rettungshubschraubers mit einem Bordtechniker besetzt.

Einsatz im Staatsdienst keine Seltenheit

Die Bell 212 wird sehr gern und mit Erfolg besonders von staatlichen Organen für Aufgaben im Bereich des Staatsschutzes, sowie Rettungs- und Polizeimissionen eingesetzt. So steht die Bell 212 beispielsweise auch beim Österreichischen Bundesheer schon längere Zeit als mittlerer Transporthubschrauber für multiple Aufgaben im Einsatz. Doch zurück nach Deutschland, genauer: Zur Bundespolizei.

Werdegang: Bell 212 beim BGS

Christoph 29 in Hamburg als Bell 212

Christoph 29 in Hamburg als Bell 212

Foto: Harald Rieger

Ursprünglich hatte der damalige BGS die Bell 212 für die Spezialeinheit "GSG 9" beschafft. Eine Bell 212 steht auch üblicherweise für diese Zwecke in Bonn-Hangelar bereit. Jedoch wurde der mögliche Einsatz der Bell 212 als EMS-Hubschrauber durchaus damals schon bedacht. Es stehen acht Bell 212 des BGS für Einsätze zur Verfügung (davon vier mit besonderer Ausstattung für Überseeflüge). Hinzu kommen die zwei vom BGS betreuten Bell 212 ZSH. Die Bell 212 fliegt im regulären BGS-Betrieb unter der Bezeichnung LTH – "Leichter Transport- und Mehrzweckhubschrauber". Die Bell 212 der Bundespolizei werden für die BPol-typischen Aufgaben wie Überwachungen von Gleisanlagen eingesetzt. Sie brauchen die enorm gesteigerten Anforderungen der Joint Aviation Authorities (JAA) an Hubschrauber nicht erfüllen, da es sich um staatlich zugelassene Maschinen handelt. Dennoch ist die Bundespolizei dabei, dieses Hubschraubermuster aus ihrer Flotte aussondern, da alle im Einsatz stehenden Maschinen bereits ein beträchtliches Alter und eine hohe Flugstundenanzahl aufweisen. Zudem ist gewollt, die Typenvielfalt innerhalb der Bundespolizei-Hubschrauberflotte weitestmöglich zu reduzieren.

Hier eine Bell 212 in Hamburg, kurz vor Außerdienststellung

Hier eine Bell 212 in Hamburg, kurz vor Außerdienststellung

Foto: Patrick Permien

Dieser Typenreduzierung fallen die Bell 212 zum Opfer. Der Verkauf mehrerer Exemplare ist bereits vollzogen (Stand Mai 2008).
Nachfolge-Hubschraubermuster der Bell 212 an den küstennahen ZSH-Standorten ist die EC 135 von Eurocopter. Das BMI stellt diese seit März 2007 an ersten Standorten im Luftrettungsdienst bereit. Dabei greift der Zivilschutz bereits auf die neueste, leistungsgesteigerte Variante EC 135 T2i (alias T2+) zurück. Sie ersetzt bis 2009 sowohl sämtliche derzeit noch für den deutschen Zivilschutz bereitstehenden BO 105 CBS-5, als auch die beschriebenen Bell 212. Der Bund hat 16 Exemplare des neuen Hubschraubermodells in Auftrag gegeben. An allen 12 Standorten wurden bereits EC 135 in Dienst gestellt.

Die Ära der Bell 212 in der deutschen Luftrettung muss deshalb als 2008 beendet betrachtet werden.

Letzte Textänderung: 03.03.2019

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Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

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