FJS Helikopter Lufttransport
Die Firma FJS Helikopter Lufttransport GmbH ist ein privates Unternehmen, das seine Dienstleistungen speziell auf kommerzielle Services im Bereich der Hubschrauberluftfahrt fokussiert hat. In der bekannten öffentlich-rechtlichen Luftrettung ist FJS nicht aktiv, keiner ihrer Hubschrauber trägt den Rufnamen "Christoph". Allerdings stellte FJS bis in die 2010er Jahre hinein an verschiedenen Standorten Hubschrauber bereit, die im Bedarfsfall mit einer medizinischen Ausrüstung zu so genannten "Ambulanzhubschraubern" umgebaut werden konnten.
FJS Ambulanzhubschrauber
Foto: Christian Bremer
Gegenüber rth.info äußerte sich FJS nicht zu seinen Tätigkeiten im Ambulanzflugdienst – obwohl wir mehrfach zu unterschiedlichen Themen Auskünfte erbeten hatten. Informationen dazu mussten wir deshalb aus öffentlich zugänglichen Quellen und eigenen Recherchen zusammentragen.
Ambulanzhubschrauber
Ein Hubschrauber des Typs AS 350 BA von der Fa. FJS
Foto: Christian Bremer
Mit medizinischer Besatzung wurden die Hubschrauber im Fall einer Anforderung dazu eingesetzt, Patienten luftgebunden zu verlegen. Einsätze von Ambulanzhubschraubern müssen aus medizinischer Sicht in der Regel nicht zwingend mit einem Luftfahrzeug durchgeführt werden. Die Transporte sind regelmäßig weit weniger dringend indiziert als Intensivverlegungen im herkömmlichen Sinne, die von ständig einsatzbereiten Intensiv- Transporthubschraubern abgewickelt werden.
Das bedeutet, dass der Zustand der Patienten typischerweise stabiler ist als im Intensivtransport bzw. eine erhebliche Verschlechterung des Zustandes während des Transportes deutlich weniger wahrscheinlich ist.
Der Hubschrauber mit der Kennung D-HHMV von FJS hebt in Trollenhagen vom Boden ab
Foto: Christian Bremer
Ehemalige Standorte und Flotte
Die Firma FJS ist in Sankt Augustin ansässig [in früheren Jahren in der Benediktstr. 17, 49401 Damme] und unterhielt Standorte für Hubschrauber, die als Ambulanzhubschrauber ausgerüstet und eingesetzt werden konnten,
- am Flugplatz Pinnow bei Schwerin und
- am Flugplatz Trollenhagen bei Neubrandenburg (beide Mecklenburg-Vorpommern).
Den Betrieb des Standortes Schwerin hatte die Firma in den 1990ern von der Firma TeutoAir übernommen. Sie setzte in Pinnow und Trollenhagen (dort unter dem Rufnamen "Rettung Neubrandenburg 1/84/1") jeweils Hubschrauber des Typs AS 350 B, BA, oder B2 ein. Das Baumuster ist im Vergleich zu etablierten Hubschraubern auf dem Sektor des deutschen Intensivtransportes (z.B. H145 oder vormals BK 117 / Bell 412) deutlich kleiner und bietet dementsprechend viel weniger Platz für Crew und Patient. Die Konfiguration einer AS 350 von FJS für den medizinischen Verlegungseinsatz finden Sie hier exemplarisch bildlich dokumentiert.
Ein tödlicher Flugunfall im Ambulanzflugbetrieb der Fa. FJS Helikopter ereignete sich am 25.02.2005 in Görslow bei Schwerin (rth.info berichtete, siehe Artikel vom 25.02.05). Dabei stürzte die AS 350 BA mit der Kennung "D-HJIM" auf einen schneebedeckten Acker. Der Pilot kam hierbei ums Leben, eine mitfliegende Rettungsassistentin wurde leicht verletzt. Der eingesetzte Hubschrauber wurde zerstört.
Leistungen
Zu seinem medizinischen Leistungsspektrum zählte FJS Patientenverlegungen, Rückholungen, sowie den Transport von medizinischen Fachkräften und Organen. Auch Einsätze, deren Ziel im Ausland liegt, seien machbar. Möglich sei auch der Transport von Inkubatoren und beatmeten Patienten, wobei der FJS-Homepage damals (Stand 03/2016) nicht zu entnehmen war, wie differenziert die Beatmungsmuster sein können.
Nach einer Modernisierung der Unternehmenswebseite wurden die Angaben zu den Ambulanzflügen noch diffuser: Nun sind (Stand 06/2020) dort noch "Kranken-und Intensivtransporte" gelistet, wofür die Hubschrauber angeblich mit "modernstem medizinischen Geräten [sic!] ausgestattet" seien. Welche das sind und an welcher Norm sich die Ausstattung orientiert, darüber verliert die Firma auf ihrer Homepage kein Wort.
FJS gab auf der vorherigen Version ihrer Webseite an, seit 1994 im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern "Ambulanzflüge mit Genehmigung des Sozialministeriums" durchzuführen. Im Bundesland Niedersachsen sei man im Besitz einer "Genehmigung zur Durchführung von Krankentransporten." Mit den Krankenkassen der Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen bestünden schriftliche Kostenvereinbarungen, so FJS. Auch diese reichlich unkonkreten Informationen hat das Unternehmen mittlerweile (Stand 06/2020) offline genommen.
Fachliche Nichtanerkennung
Ein Hubschrauber des Typs AS 350 BA von der Fa. FJS, hier im Einsatz am Krankenhaus Güstrow
Foto: Christian Bremer
Bemerkenswert in Bezug auf Ambulanzhubschrauber ist deren Nichtanerkennung seitens fachlich- medizinisch relevanter Gremien wie etwa der Konsensgruppe Luftrettung des Ausschusses Rettungswesen, die feststellte:
"Die Frage, ob es die Einsatzart Krankentransporte in der Luftrettung gibt und sich hierfür aus medizinischer Sicht sachgerechte Strukturen und Indikationen beschreiben lassen, ist eindeutig zu verneinen!"
Sie kam zu dem Schluss:
"Grundsätzlich ist derzeit davon auszugehen, dass wenn es die Einsatzart des nicht-dringlichen Krankentransportes (in der Luftrettung, d. Verf.) überhaupt gibt, das entsprechende Einsatzaufkommen in jedem Fall so gering ist, dass hierfür keine eigenständige Vorhaltung notwendig und bedarfsgerecht ist."
Wohl nicht zuletzt deswegen bot FJS seine Dienste gerade auch Selbstzahlern und privaten Klinikbetreibern an.
Versuche zum Verkauf der AS 355 ab 2019
Auf der Webseite der Air Lloyd steht (ebenfalls Stand 06/2020) die AS 355 "D-HLEA" zum Verkauf. Auf dem Bild ist der Schriftzug "ITH Schwerin" noch deutlich erkennbar.
Anmerkungen
Das Team von www.rth.info ist für externe verlinkte Inhalte nicht verantwortlich.
Verkauf der AS 355 "D-HLEA" die zuvor als sogenannter "ITH Schwerin" flog
Foto: Screenshot von airlloyd.de (8.6.2020)
Letzte Textänderung: 08.06.2020
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