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ADAC Luftrettung fliegt erneut 54.000 Einsätze

05.03.2020

München (BAY) ::  Die Zahl der Rettungseinsätze der fliegenden Gelben Engel bleibt stabil auf Rekordniveau: Wie aus der Einsatzstatistik der gemeinnützigen ADAC Luftrettung hervorgeht, mussten die ADAC Rettungshubschrauber im Jahr 2019 zum fünften Mal in Folge rund 54.000 Mal ausrücken (53.967, minus 389). Das entspricht abermals rund 150 Notfällen täglich.

„So eine hohe Einsatzdichte in einem hochkomplexen und risikobehafteten Umfeld ist nur durch die hohe Professionalität und das große Engagement der Crews möglich“,
betonte Frédéric Bruder, der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, bei der Vorstellung der Bilanz an der München Klinik Harlaching. Dort wurde im Beisein des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann auch der neue Jubiläumshubschrauber „50 Jahre Christoph“ präsentiert.

Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, Dr. Andrea David, Vorstand der ADAC Stiftung und Pilot Walter Missenhardt (von links) vor Christoph 1

Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, Dr. Andrea David, Vorstand der ADAC Stiftung und Pilot Walter Missenhardt (von links) vor Christoph 1

Foto: ADAC Luftrettung/Gudrun Muschalla

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Unter den versorgten Patienten waren 2019 mit 58 Prozent wieder etwas mehr Männer als Frauen. Neun Prozent der Patienten waren Kinder oder Jugendliche. Einsatzgrund Nummer eins waren bei den oft lebensrettenden Einsätzen mit 32 Prozent Verletzungen nach Unfällen. Dazu gehören Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle. Dahinter folgen mit 29 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. In 15 Prozent der Fälle diagnostizierten die Lebensretter aus der Luft neurologische Notfälle wie zum Beispiel einen Schlaganfall. Bei acht Prozent war ein Notfall des Atmungssystems wie akute Atemnot oder Asthma die Ursache.

Einsatzgründe 2019

Einsatzgründe 2019

Foto: ADAC Luftrettung

Die Liste der Einsatzorte in den Bundesländern führt Bayern mit 12.557 Einsätzen an, hier befinden sich auch die meisten der 37 Stationen der fliegenden Gelben Engel. Dahinter folgen Rheinland-Pfalz mit 7951, Nordrhein-Westfalen mit 5958 und Niedersachsen mit 5606 Einsätzen. Bei den Städten liegt weiterhin die Station in Berlin vorne. „Christoph 31“ flog in und um die Hauptstadt zu 2467 Notfällen. Dahinter platzieren sich im bundesweiten Ranking die Stationen Wittlich (2186) und Koblenz (2088) in Rheinland-Pfalz sowie Ochsenfurt (1968) in Bayern.

Einsätze der ADAC Luftrettungsstationen im Jahr 2019

Einsätze der ADAC Luftrettungsstationen im Jahr 2019

Foto: ADAC Luftrettung

Weiter erhöht hat sich die Zahl der Spezialeinsätze. Die vier Windenstationen in München, Murnau, Straubing (alle Bayern) und Sande (Niedersachsen) verzeichneten mit 306 Windeneinsätzen ein Plus von vier Prozent. Leicht zugenommen haben mit 2815 Einsätzen auch Rettungsflüge in der Dämmerung und bei Dunkelheit. Solche Einsätze fliegen die Crews der Stationen in Senftenberg in Brandenburg, Greven in Westfalen, Sanderbusch in Niedersachsen und Mainz in Rheinland-Pfalz. Möglich sind solche hochanspruchsvollen Rettungseinsätze unter anderen durch spezielle Nachtsichtbrillen. Sie sind Teil eines hochmodernen „Night-Vision-Imaging-Systems“, kurz NVIS genannt.

Einsatzarten 2019

Einsatzarten 2019

Foto: ADAC Luftrettung

Bei ihrer Arbeit können die Crews auf die modernsten Rettungshubschrauber des Typs H145 und H135 von Airbus Helicopters zurückgreifen. Mit ihnen wurden 2019 rund 3,45 Millionen Kilometer zurückgelegt. Das sind rund 150.000 Kilometer mehr als ein Jahr zuvor. Die durchschnittliche Flugzeit bei einem Einsatz betrug rund 30 Minuten.

Der Jubiläumshubschrauber Christoph 1

Der Jubiläumshubschrauber Christoph 1

Foto: ADAC Luftrettung/Gudrun Muschalla

Die Luftrettung in Deutschland wird in diesem Jahr 50 Jahre alt – und mit ihr die ADAC Luftrettung. Die Erfolgsgeschichte der zivilen Luftrettung in Deutschland ist untrennbar verbunden mit der Erfolgsgeschichte der ADAC Luftrettung, die im November 1970 mit der Indienststellung des ersten permanent eingesetzten Rettungshubschraubers „Christoph 1“ in München durch den ADAC e.V. ihren Lauf nahm. „Mit dem ADAC e.V. als treibende Kraft und Initiator sowie weiteren starken Partnern konnte ein weltweit einmaliges und nahezu flächendeckendes Netz von Rettungshubschrauber-Stationen in ganz Deutschland aufgebaut werden. Dem Engagement der ADAC Luftrettung in den vergangenen 50 Jahren verdanken viele tausend Menschen ihr Leben“, so Dr. Andrea David, Vorstand der ADAC Stiftung, zu der die ADAC Luftrettung seit 2017 gehört.

Als die Zahl der Verkehrstoten 1967 in Westdeutschland dramatische 20.000 erreicht, verlangen Notfallmediziner eine bessere Versorgung von Verletzten. Der ADAC e.V. greift diese Idee auf und führt Ende der 60er Jahre einen Probelauf mit angemieteten Hubsc

Als die Zahl der Verkehrstoten 1967 in Westdeutschland dramatische 20.000 erreicht, verlangen Notfallmediziner eine bessere Versorgung von Verletzten. Der ADAC e.V. greift diese Idee auf und führt Ende der 60er Jahre einen Probelauf mit angemieteten Hubsc

Foto: ADAC Luftrettung

Mit Eröffnung der Rettungshubschrauber-Station Bayreuth engagiert sich der ADAC e.V. in dem weiteren Ausbau des Luftrettungsnetz

Mit Eröffnung der Rettungshubschrauber-Station Bayreuth engagiert sich der ADAC e.V. in dem weiteren Ausbau des Luftrettungsnetz

Foto: ADAC Luftrettung

Der erste permanent eingesetzte Rettungshubschrauber, die BO105

Der erste permanent eingesetzte Rettungshubschrauber, die BO105

Foto: ADAC Luftrettung

Geschäftsführer Frédéric Bruder bedankte sich beim Auftakt der Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr für die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Leitstellen, Kliniken, Rettungsdiensten, den Aufgabenträgern im Land und in den Kommunen sowie der Polizei und Feuerwehr. Die notfallmedizinische Versorgung der Menschen aus der Luft stehe in Deutschland vor großen Herausforderungen.

„Klinikschließungen, Notarzt- und Pilotenmangel, Einsatzbeschränkungen für ältere Piloten, die Ausdehnung der Flugzeiten in die Abend- und Nachtstunden und die mangelnde medizinische Versorgung im ländlichen Raum wirken sich erheblich auf unser Arbeitsumfeld aus“,
erklärte Bruder.
„Auch die Möglichkeit, dank hochmoderner Navigationstechnik bei schlechter Sicht zu fliegen, Telemedizin und die Einsatzmöglichkeiten von bemannten Drohnen werden den Rettungsdienst in den kommenden Jahren vor Veränderungen stellen“.
Dabei warnte Bruder vor noch mehr Kostendruck bei Ausschreibungen von Luftrettungsstationen:
„Luftrettung ist Daseinsvorsorge. Bei der Rettung von Menschenleben darf es keinen ruinösen Preiskampf geben. Nicht das billigste Angebot, sondern die bestmögliche Versorgung der Patienten muss im Vordergrund stehen.“

Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, und Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern

Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, und Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern

Foto: ADAC Luftrettung/Gudrun Muschalla

Bundesweit arbeiten für die ADAC Luftrettung fast 1100 Menschen – darunter rund 160 Piloten, etwa 250 Notfallsanitäter (TC HEMS) und rund 600 Notärzte. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten.

Die vorgelegte Bilanz ist auf Einsätze der ADAC Luftrettung begrenzt. Die Station „Christophorus Europa 3“ in Suben, Österreich, wird gemeinsam mit dem ÖAMTC Christophorus Flugrettungsverein, Wien, betrieben. Die ADAC Luftrettung fliegt mit Hubschrauber und Piloten hier nur im Winterhalbjahr – im Sommer der ÖAMTC. Für die Station „Lifeliner Europa 4“ in Groningen, Niederlande, stellte die ADAC Luftrettung die Hubschrauber. Diese Einsätze flossen in die Statistik 2019 ein. Seit 1. Januar 2020 wird „Lifeliner Europa 4“ von der befreundeten niederländischen ANWB Medical Air Assistance betrieben – und fällt damit aus der Bilanz heraus.

Die erste Maschine vom Typ EC135 wird in die Flotte des ADAC aufgenommen

Die erste Maschine vom Typ EC135 wird in die Flotte des ADAC aufgenommen

Foto: ADAC Luftrettung

Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, Dr. Andrea David, Vorstand der ADAC Stiftung und Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, (von links) mit der Crew von Christoph 1

Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, Dr. Andrea David, Vorstand der ADAC Stiftung und Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, (von links) mit der Crew von Christoph 1

Foto: ADAC Luftrettung/Gudrun Muschalla

Das goldene Jubiläum wird das ganze Jahr über von Veranstaltungen auf ADAC Luftrettungsstationen begleitet. Unter anderem auch mit einem Tag der offenen Tür am 17. Oktober 2020 an der München Klinik Harlaching, der Heimatstation von „Christoph 1“, sowie mit einem Festakt am 30. November 2020 in München.

Die Taufe des „Christoph“ in München

Die Taufe des „Christoph“ in München

Foto: ADAC Luftrettung

Der Film “50 Jahre Luftrettung in 50 Sekunden“ steht in der Mediathek zum Download bereit.

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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