Direkt zum Inhalt...

zur Startseite

rth.info – Faszination Luftrettung

rth.info

Faszination Luftrettung


Niederländische Luftretter wechseln auf Hubschraubertyp H135

10.10.2020

Amsterdam (NL) ::  In diesem Sommer erhielt der ANWB-Medical Air Assistance BV (ANWB-MAA), die Betreiberin der niederländischen Rettungshubschrauber, wie geplant ihren dritten und vierten neuen H135-Hubschrauber von Airbus Helicopters in Donauwörth. Mit diesen Lieferungen hat die ANWB-MAA ihren Austausch der EC 135 aus dem Einsatz in der Luftrettung (HEMS) in den Niederlanden im Jahr 2020 abgeschlossen.

Die ANWB-MAA hatte den Ersatz der EC 135 eingeleitet, als im September 2018 nach einem von den niederländischen Traumazentren durchgeführten europäischen Ausschreibungsverfahren eine neue langfristige Vereinbarung getroffen wurde.

Die neue H135 “PH-LLN“ für die ANWB-MAA, hier nach dem Überführungsflug eingetroffen in Lelystad, noch ohne die endgültige Beklebung

Die neue H135 “PH-LLN“ für die ANWB-MAA, hier nach dem Überführungsflug eingetroffen in Lelystad, noch ohne die endgültige Beklebung

Foto: Peter ten Berg

- Anzeige -

Kurzüberblick über die Luftrettung der Niederlande

Niederländische HEMS-Operationen, die unter dem Funkrufnamen „Lifeliner“ durchgeführt werden, liegen in der Verantwortung der Traumazentren und werden von vier Basisstandorten aus geflogen, nämlich Amsterdam (Lifeliner 1), Rotterdam (2), Volkel (3) und Groningen-Eelde (4). Der Betreiber ist dafür verantwortlich, für jede Station rund um die Uhr einen Hubschrauber und einen Piloten zur Verfügung zu stellen, wobei die Traumazentren die medizinische Besatzung als Arzt und Krankenschwester zur Verfügung stellen. Obwohl sich die Startdaten der neuen Vereinbarung je nach Lifeliner-Station geringfügig unterscheiden, haben sie alle eine Laufzeit von 6 Jahren und enthalten 2 zusätzliche Optionen für jede Verlängerung um 5 Jahre.

Auslieferung und Inbetriebnahme der H135

Die erste ausgelieferte H135 mit der Kennung PH-TTR wurde von den Stationen Amsterdam und Rotterdam eingesetzt, um einen ausreichenden Pool qualifizierter Piloten auf dem neuen Hubschraubertyp zu haben.

Die PH-TTR kehrt als “Lifeliner 2“ zurück zu ihrer Heimatbasis Rotterdam

Die PH-TTR kehrt als “Lifeliner 2“ zurück zu ihrer Heimatbasis Rotterdam

Foto: Peter ten Berg

Die nächste Station, die eine neue H135 (Kennung PH-DOC) erhielt, war “Lifeliner4“ am Flughafen Groningen-Eelde, deren Betreibervertrag mit dem früheren Betreiber ADAC Luftrettung zum Ende 2019 ausgelaufen war. Bis 2019 war die ADAC Luftrettung der Vertragspartner des Traumazentrums von Groningen gewesen, wobei die ANWB-MAA die Piloten gestellt hatte. Mit der neuen Vereinbarung wurde ANWB-MAA voll verantwortlich für alle vier “Lifeliner“-Stationen.

Ende Mai dieses Jahres wurde die dritte H135 (Kennung PH-LLN) ausgeliefert, und am 25. Juni erreichte der vierte und letzte Hubschrauber (Kennung PH-UMC) die Zentrale und Werft der ANWB-MAA am Flughafen Lelystad. Diese beiden letzten Hubschrauber wurden nicht sofort in Betrieb genommen, da sie zunächst mit einem maßgeschneiderten medizinischen Innenraum von Buchner ausgestattet worden sind, der bei der ADAC Luftfahrt Technik GmbH in Bonn-Hangelar hergestellt wurde. Darüber hinaus wurde zusätzliche Zeit für die Schulung aller verbleibenden Besatzungen für den neuen Typ veranschlagt. Am 31. Juli war die “PH-LLN“ der letzte neue Trauma-Hubschrauber vom Typ H135, der in den HEMS-Betrieb einstieg.

Crewmitglieder rüsten um von der EC 135 (hinten im Bild) auf die neue H135. Gut zu erkennen sind die Unterschiede zwischen den beiden Maschinentypen am Heckausleger

Crewmitglieder rüsten um von der EC 135 (hinten im Bild) auf die neue H135. Gut zu erkennen sind die Unterschiede zwischen den beiden Maschinentypen am Heckausleger

Foto: Peter ten Berg

An diesem Tag flog die letzte zu ersetzende EC 135 (PH-ELP) als “Lifeliner 1“. Für den geplanten Hubschrauberwechsel am Flughafen Lelystad schien sich am Morgen ein geeigneter Moment ohne Notrufe abzuzeichnen. Auf dem Flug zum Flughafen Lelystad ging jedoch ein Notruf ein, der eine spätere Ankunft in Lelystad verursachte. Eine HEMS-Crew benötigt ca. 30 Minuten, um die medizinische Ausstattung in einen anderen Hubschrauber zu verladen. Während dieser Zeit übernehmen die anderen “Lifeliner“ bei Bedarf automatisch jeden eingehenden Notruf, um die Verfügbarkeit der Luftrettung jederzeit sicherzustellen.

EC 135 sind nunmehr die taktische Reserve

Mit dem Abschluss der Umstellung auf den neuen Typ waren drei ältere EC 135 überflüssig geworden. Die erste von ihnen (PH-MMT) wurde bereits Anfang dieses Jahres aus dem ANWB-MAA-Dienst genommen, und zwei weitere, PH-ELP und PH-ULP, werden derzeit für den Verkauf vorbereitet. Schließlich entschied sich die ANWB-MAA dazu, zwei EC 135 aufgrund ihrer relativ geringen Anzahl von Flugstunden als taktische Reserve und für Schulungen zu behalten. Die EC 135, die als Reserve fungieren, sind PH-MAA und PH-HVB. Neben den 4 festen H135-Bestellungen enthielt die Vereinbarung mit Airbus Helicopters auch eine Option für den möglichen Erwerb von zwei weiteren H135, die zu einem noch unbekannten späteren Zeitpunkt gezogen werden kann.
Die verfügbaren und ausgewählten Kennungen für den neuen H135 stehen nach wie vor in engem Zusammenhang mit ihrem medizinischen Leistungsspektrum. PH-TTR bezieht sich auf “To Trauma“, PH-DOC auf “Doctor“, PH-UMC auf “University Medical Center“ und PH-LLN ist die in den Niederlanden häufig verwendete Abkürzung für “Lifeliner“.

Ein Besatzungsmitglied rüstet die Kabine der H135 mit dem medizinischen Gerät aus

Ein Besatzungsmitglied rüstet die Kabine der H135 mit dem medizinischen Gerät aus

Foto: Peter ten Berg

Autor

Info-Abschnitt überspringen

Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

Alle Fachbegriffe...