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Bundeswehr verabschiedet Bell UH-1D endgültig – Letzter Flug der Huey endet in Bückeburg

19.06.2021

Bückeburg (NDS) ::  Die Bundeswehr verabschiedet am kommenden Mittwoch (23.06.2021) mit einem kleinen Festakt im Internationalen Hubschrauberausbildungzentrum in Bückeburg die letzte Bell UH-1D und übergibt sie anschließend an das Hubschraubermuseum. Zuvor wird eine Formation mit sechs unterschiedlichen Hubschraubern aus allen Heeresfliegerverbänden – im Beisein des Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais – die auffällig lackierte “Goodbye-Huey“ vor dem Heeresflugplatz Bückeburg empfangen und zur Abschlusslandung geleiten. Diese ist für ca. 14:00 Uhr geplant. Dies teilte das PIZ Heer am gestrigen Freitag (18.06.2021) in einer Presseaussendung mit. Für Generalleutnant Mais sei es eine besondere Ehre dem Festakt beizuwohnen, da er die Bell UH-1D selbst einige Jahre als Hubschrauberpilot geflogen habe, heißt es weiter.

Die sonderlackierte “73+08“ tourt seit rund einem Jahr durch die Bundesrepublik

Die sonderlackierte “73+08“ tourt seit rund einem Jahr durch die Bundesrepublik

Foto: Bundeswehr/Peter Straub

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Das in Niederstetten ansässige Transporthubschrauberregiment 30 wird die Bell UH-1D mit einer gesonderten Veranstaltung bereits am Montag (21.06.2021) verabschieden. Die auffällig lackierte Bell UH-1D mit der Kennung “73+08“ wird – begleitet von einer weiteren Huey – den dortigen Heeresflugplatz um 9:00 Uhr verlassen und dort gegen 14:00 Uhr nach einer Platzrunde wieder landen. Dies geht aus einem aktuellen facebook-Eintrag des Regiments hervor. Die Bundeswehr würde sich sehr über Zaungäste freuen, heißt es darin. Endgültig verlässt die vom Heer als letzte Bell UH-1D auserkorene “73+08“ dann am Mittwoch (23.06.2021) Niederstetten. Der Abflug ist für 8:00 Uhr vorgesehen.

Nach über 50 Jahren Flugdienst bei Heer und Luftwaffe endet mit dem letzten Flug der Bell UH-1D eine Ära bei den Heeresfliegern und verlässt ein besonderes Luftfahrzeug die Bundeswehr. Vielen, auch Nicht-Militärs, ist sie aufgrund ihres markanten Fluggeräusches durch den Zweiblattrotor auch bekannt unter dem Spitznamen “Teppichklopfer“ oder unter dem Beinamen “Huey“, der sich von UH – Utility Helicopter ableitet.

Seit über 50 Jahren war dieser Hubschrauber zuverlässig bei Heer und Luftwaffe im Einsatz. Von der Bell UH-1D, die in Deutschland als Lizenzbau unter anderem von der Firma Dornier in Oberpfaffenhofen gefertigt wurde, beschaffte die Bundeswehr ab 1968 340 Exemplare. Über 2,3 Mio. Flugstunden wurden mit diesem Hubschraubertyp in den letzten fünf Jahrzehnten geflogen – kein anderer Bundeswehrhubschrauber war öfters in der Luft. Die Maschinen zeichneten sich durch ihre hohe Zuverlässigkeit und ihre soliden Flugeigenschaften aus, was sie lange Zeit unentbehrlich machte.

Generationen von Besatzungen wurden auf der Bell UH-1D ausgebildet und flogen die unterschiedlichsten Einsätze im In- und Ausland. Eingesetzt waren sie für den Personentransport, bei der Bekämpfung von Waldbränden, bei Hochwasser und als SAR-Maschinen im Such- und Rettungsdienst – zuerst bei Heer und Luftwaffe und seit 2013 nach einer Umstrukturierung nur noch bei den Heeresfliegern.

Weiten Teilen der Bevölkerung positiv in Erinnerung bleiben ihre oft lebensrettenden Einsätze von 1971 bis 2006 als mit einem Notarzt besetzte Bundeswehr-Rettungshubschrauber an verschiedenen Bundeswehrkrankenhäusern, am Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz und an einigen SAR-Kommandos. Mit der europaweit ausgestrahlten und äußerst erfolgreichen Vorabendserie “Die Rettungsflieger“ setzte das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) der Bell UH-1D – in ihrer Rolle als “SAR 71 Hamburg“ – und ihren Besatzungen ein Denkmal. Noch heute erreichen Wiederholungen gute Einschaltquoten.

Die letzte Maschine mit der Kennnummer “73+08“ auf dem Heckausleger bekam eine spezielle “Goodbye Huey“-Lackierung, und flog in der letzten Phase ihrer Dienstzeit nochmals zu zahlreichen ehemaligen Stationierungs- und Einsatzorten. Die COVID-19-Pandemie verhinderte jedoch, dass alle geplanten Veranstaltungen auch wie geplant durchgeführt werden konnten. Seit dem Re-Start im Mai 2021 kamen dafür einige “exotische“ Landeplätze hinzu, so der Flughafen Kassel-Calden und der Flughafen Friedrichshafen am Bodensee, von den Machern der Goodbye-Huey-Tour fälschlicherweise als “Geburtsort der Bell UH-1D“ bezeichnet. Für Ahlhorn, das lange Jahre das Hubschraubertransportgeschwader (HTG) 64 beheimatete und dessen Wappen viele Hueys trugen, fand man hingegen keinen geeigneten Termin. Wie dem auch sei: Voraussichtlich ab August wird die sonderlackierte “73+08“ im Hubschraubermuseum Bückeburg zu bestaunen sein.

Bell UH-1D im “klassischen“ SAR-Look mit oranger Schiebetür und blauem SAR-Schriftzug findet man unter anderem bei der Traditionsgemeinschaft Fliegerhorst Ahlhorn (TGFA) im Metropolpark Hansalinie (dort im Außenbereich des neuen Museums der TGFA), im Luftfahrtmuseum Wernigerode (als Schnittmodell) und am Bundeswehr-Rettungszentrum in Hamburg-Wandsbek.

“It‘s time to say goodbye, Huey!“

“It‘s time to say goodbye, Huey!“

Foto: Bundeswehr/Peter Straub

Im Artikel war ursprünglich Oberschleißheim als Ort der Fertigung der UH-1D angegeben. Das haben wir korrigiert. Gemeint war Oberpfaffenhofen.

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Quelle(n):
Pressemitteilung “Letzter Flug der Huey – Eine Ära geht zu Ende“ des PIZ Heer vom 18. Juni 2021

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