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Faszination Luftrettung


Airbus Helicopters EC 155

Auf einen Blick

Bei der EC 155 handelt es um einen zweimotorigen Leichten Transport- und Mehrzweck-Hubschrauber (LTH – so die Bezeichnung der Bundespolizei), der durch geringe Betriebs- und Wartungskosten, hoher Verfügbarkeit durch weniger Wartungsaufwand, Langlebigkeit und vielfältige Missionsoptionen imponiert. Neben dem Einsatz für den kommerziellen Fracht-, Offshore- und Personentransport, wird die EC 155 in der Version B 1 (neu: H155) in Deutschland bei der Bundespolizei (BPOL) in der polizeilichen Gefahrenabwehr, zum Eigen- und Grenzschutz verwendet sowie von zivilen Betreibern in der Offshore-Rettung und seit 2019 in der öffentlich-rechtlichen Luftrettung als Dual-Use-Hubschrauber (RTH/ITH) eingesetzt.

Take off: Die EC 155 B1 (neu: H155) wird als Offshore-RTH bereits seit mehreren Jahren im Werksrettungsdienst in der Nord- und Ostsee eingesetzt; hier Start am NHC-Firmensitz im ostfriesischen Emden

Take off: Die EC 155 B1 (neu: H155) wird als Offshore-RTH bereits seit mehreren Jahren im Werksrettungsdienst in der Nord- und Ostsee eingesetzt; hier Start am NHC-Firmensitz im ostfriesischen Emden

Foto: Tobias Klein

Historische Entwicklung

Die EC 155 bzw. H155 ist eine Weiterentwicklung der von der früheren französischen Aerospatiale hergestellten “Dauphin-Familie” (z.B. SA 360, SA 365, AS 365 N2/N3 usw.). Der Erstflug erfolgte am 17. Juni 1997. Die Serienproduktion und Auslieferung der ersten Maschine begann im Jahr 1999. Bis heute [Stand: September 2019] wurden weltweit 100 Maschinen dieses modernen Hubschraubermusters gebaut und ausgeliefert. Der damalige Hersteller Eurocopter gab am 6. März 2011 bekannt, die Weiterentwicklung der damaligen EC 155 und heutigen H155 in der H160 realisieren zu wollen. Nach der Erprobung der H160 werden ab 2020 die ersten Serienexemplare der neuesten Weiterentwicklung der „Dauphin“-Familie an den Erstkunden, die Firma Babcock, ausgeliefert.

Neuer Herstellername neue Typenkennzeichnung

Das bisherige Unternehmen Eurocopter, eine EADS-Tochter, wurde von dem Konzern Airbus übernommen und tritt deshalb seit dem 8. Januar 2014 unter dem neuen Markennamen "Airbus Helicopters" auf. Vor diesem Hintergrund wurden im März 2015 die Namen der Hubschraubermodelle verändert, sodass die EC 155 B1 in H155 umbenannt wurde.

Ähnelt aufgrund der Radarnase mehr einem Schnabeltier denn einem Delfin: die neue EC 155 B1 der Johanniter Luftrettung (hier im Landeanflug auf den Flugplatz Reichelsheim/Wetterau)

Ähnelt aufgrund der Radarnase mehr einem Schnabeltier denn einem Delfin: die neue EC 155 B1 der Johanniter Luftrettung (hier im Landeanflug auf den Flugplatz Reichelsheim/Wetterau)

Foto: Ole Meisen

Charakteristika und Technik

Die EC 155 verfügt neben einem hochmodernen Glascockpit, modernsten Avionikgeräten, einschließlich Wetterradar, über zwei französische Triebwerke des Typs Turbomeca Arriel 2C2 mit jeweils 704kW Start- und 636kw Dauerleistung, einen schwingungsarmen Fünf-Blatt-Rotor sowie einen ummantelten Heckrotor des Typs „Fenestron“, womit die Sicherheit im Flug- und Einsatzbetrieb deutlich erhöht wurde. Ein Leergewicht von 2.619kg und ein maximales Startgewicht von 4.920kg sind ebenso für ein komplexes Missionsspektrum interessant wie die Höchstgeschwindigkeit von 324km/h und eine Reisegeschwindigkeit von 279km/h. Auch die Reichweite mit Standardtanks von 802km ist für Luftrettung und Polizei von besonderer Bedeutung, um eine längere Einsatzbereitschaft zu gewährleisten, ohne dass nachgetankt werden muss. Darüber hinaus wird auch eine Lärmminderung um 30% und eine gute Umweltverträglichkeit erreicht. Gegenüber der klassischen „Dauphin“ verfügt die EC 155 über eine um 40% vergrößerte Kabine, die in der VIP-Version für acht Fluggäste und in der regulären Passagierversion für zwölf Personen oder für maximal fünf Besatzungsmitglieder und einen liegenden Patienten in der EMS-Konfiguration Platz bietet. Darüber hinaus bietet die größere EC 155 in der Luftrettung auch die Möglichkeit für spezielle Intensivverlegungstransporte mit Inkubatoren und beispielsweise komplexen Geräten zur ECMO-Therapie. Wie der überaus größte Teil der „Dauphin“ verfügt auch die EC 155 über ein einziehbares hydraulisches Fahrwerk. Die technischen Daten weisen weiterhin eine Länge von 14,30m und eine Rumpflänge von 12,73m sowie eine Höhe 4,35m und einen Hauptrotordurchmesser von 12,60m aus. Die EC 155 wird in verschiedenen Versionen angeboten, so als EC 155 B und EC 155 B1, wobei die letztere Version um 39kW höhere Triebwerksleistung verfügt.

Einsatzbereich und Konfigurationen

Die EC 155 verfügt auf Grund ihrer Konstruktion und ihrer Konfigurationsoptionen über ein multifunktionelles Einsatzspektrum. Für den vielfältigen Einsatz in der Luftrettung und der Polizei kann sie mit Zusatzausrüstungen versehen werden, wie beispielsweise

  • Abseilvorrichtungen
  • Rettungswinde
  • Lasthaken zum Transport von Außenlasten, wie z.B. Löschwasseraußenlastbehälter
  • Leistungsstarker Scheinwerfer
  • Notfallmedizinische Ausrüstung
  • Polizeitaktischer Arbeitsplatz (PTA)
  • Notschwimmer für die Seeflugtauglichkeit

Die EC 155 besitzt die Zulassung für den Sicht- und Instrumentenflug (VFR, IFR) bei Tag und Nacht und den Einsatz von Night Vision Goggles (NVG), d.h. Bildverstärkerbrillen (BIV), wie dies bei der BPOL der Fall ist.

Der Offshore-RTH des Typs H155 bietet hervorragende Einsatzbedingungen für Rettungseinsätze mit der Seilwinde über See

Der Offshore-RTH des Typs H155 bietet hervorragende Einsatzbedingungen für Rettungseinsätze mit der Seilwinde über See

Foto: Matthias Stoldt

EC 155 im Polizeiflugdienst des Bundes und Länder

Die heutige Bundespolizei (BPOL), bis 2005 als Bundesgrenzschutz (BGS) benannt, setzt die EC 155 seit dem 16.03.1999 als Nachfolgemuster der Bell 212 und der Bell UH-1D ein. Das Land Baden-Württemberg hat im Jahre 2001 als erstes Bundesland neben Polizeihubschraubern (PHS) des Musters MD 900 zwei EC 155 als Ersatz für die Bell 412 HP und die BK 117 vom damaligen Hersteller Eurocopter übernommen. Auch die Polizeifliegerstaffel NRW verfügte für einige Jahre neben PHS des Typs BK 117 über zwei EC 155. Inzwischen wurden diese vier im Polizeiflugdienst der Länder befindlichen EC 155 ebenso wie die BK 117 und die MD 900 gegen die H145 ausgetauscht, sodass derzeit nur noch die BPOL über EC 155 verfügt.


Die Fliegerstaffel Süd in Oberschleißheim setzt H155 mit Schneelandehilfen ein

Die Fliegerstaffel Süd in Oberschleißheim setzt H155 mit Schneelandehilfen ein

Foto: Bundespolizei-Fliegergruppe

Die EC 155 B der Bundespolizei-Fliegerstaffel Fuldatal noch in der alten tannengrünen Lackierung des ehemaligen BGS während einer Wasserrettungsübung an der Fulda im nordhessischen Kassel

Die EC 155 B der Bundespolizei-Fliegerstaffel Fuldatal noch in der alten tannengrünen Lackierung des ehemaligen BGS während einer Wasserrettungsübung an der Fulda im nordhessischen Kassel

Foto: Jörn Fries

Vielfach bestaunt: Einsatzhubschrauber vom Muster EC 155 B der Bundespolizei beim Tag der Bundeswehr in Bückeburg

Vielfach bestaunt: Einsatzhubschrauber vom Muster EC 155 B der Bundespolizei beim Tag der Bundeswehr in Bückeburg

Foto: Jörn Fries

EC 155 in der Luftrettung

Die EC 155 kommt erst seit 2019 in der öffentlich-rechtlichen Luftrettung Deutschlands zum Einsatz. Anfang 2019 hatte das Luftfahrtunternehmen Heli-Flight GmbH & Co. KG, langjähriger Partner und Luftfrachtführer der Johanniter Luftrettung (JLR), zur Erweiterung seiner ausschließlich aus „Dauphin“ bestehenden Flotte für die Luftrettung eine EC 155 erworben, welche in den Farben der JLR beklebt und beschriftet sowie mit den modernsten notfallmedizinischen Geräten zum RTH/ITH aufgerüstet ist. Diese kann neben den AS 365 N3 seit Mitte 2019 an den Luftrettungsstationen der JLR als Dual-Use-Hubschrauber eingesetzt werden.

Darüber hinaus wird die EC 155 seit einigen Jahren im Rahmen des Werksrettungsdienstes beim Bau von Offshore-Windkraftanlagen vor der deutschen Küsten über der Nord- und Ostsee durch das Luftfahrtunternehmen Northern HeliCopter GmbH (NHC) eingesetzt. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass die DRF Stiftung Luftrettung gAG (DRF Luftrettung) rückwirkend zum 1. Januar 2019 die Gesellschaftsanteile der Firma NHC zu 100% übernommen hat, wobei die Eigenständigkeit erhalten blieb und die DRF Luftrettung als Partner fungiert. Der mit modernster technischer und notfallmedizinischer Ausrüstung versehene Offshore-RTH mit Rettungswinde kann am Stützpunkt „Northern Rescue 01“ in St. Peter Ording (Nordfriesland) auch subsidiär durch die Kooperative Regionalleitstelle (KRLS) Nord in Harrislee zur Unterstützung des öffentlich-rechtlichen Luftrettungsdienstes eingesetzt werden, wenn die zuständigen RTH/ITH „Christoph 42“ Rendsburg und „Christoph Europa 5“ in Niebüll nicht oder nicht zeitnah zur Verfügung stehen. In Güttin auf der Insel Rügen steht zudem 24/7/365 ein weiterer Offshore-RTH bereit: "Northern Rescue 02". Optimal kann auf Wunsch eines Kunden ein weiterer Offshore-Hubschrauber am Firmensitz von NHC in Emden zum Offshore-RTH aufgerüstet und bereitgestellt werden, sodass in Summe dann drei notfallmedizinisch ausgestattete Offshore-Einsatzhubschrauber an der deutschen Küste zur Verfügung stehen.

Premiere: Am 17. September 2019 wurde die EC 155 B1 erstmals als RTH/ITH im bundesdeutschen Luftrettungsdienst an der Station Reichelsheim/Wetterau mit dem BOS-Funkrufnamen „Christoph Mittelhessen“ eingesetzt; hier bei den ersten Probeflügen

Premiere: Am 17. September 2019 wurde die EC 155 B1 erstmals als RTH/ITH im bundesdeutschen Luftrettungsdienst an der Station Reichelsheim/Wetterau mit dem BOS-Funkrufnamen „Christoph Mittelhessen“ eingesetzt; hier bei den ersten Probeflügen

Foto: Frank Schumann

Unikat in der bundesdeutschen Luftrettung: Die erste EC 155 B1 der Johanniter Luftrettung während der ersten Präsentation bei der Heli-Flight GmbH & Co. KG, dem Luftfrachtführer der JLR, in Reichelsheim

Unikat in der bundesdeutschen Luftrettung: Die erste EC 155 B1 der Johanniter Luftrettung während der ersten Präsentation bei der Heli-Flight GmbH & Co. KG, dem Luftfrachtführer der JLR, in Reichelsheim

Foto: Jörn Fries

Ersetzt in den nächsten Monaten sukzessive die AS 365 N2/N3 bei der Johanniter Luftrettung: die neue EC 155 B1/H155 (hier zu sehen die allererste Maschine mit dem Kenner D-HFLG)

Ersetzt in den nächsten Monaten sukzessive die AS 365 N2/N3 bei der Johanniter Luftrettung: die neue EC 155 B1/H155 (hier zu sehen die allererste Maschine mit dem Kenner D-HFLG)

Foto: Ole Meisen

Letzte Textänderung: 22.09.2019

Nachrichten mit Bezug auf diesen Hubschraubertyp

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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