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Airbus Helicopters EC 135

Auf einen Blick

Die EC 135 war der erste gemeinsam entwickelte Zivilhubschrauber, der aus der französisch- deutschen Hubschrauber- Partnerschaft zwischen DaimlerChrysler Aerospace und Aérospatiale entstand. Dieser zweimotorige Leichthubschrauber verbindet den jüngsten Stand bezüglich Technik, geringen Wartungs- und Betriebskosten, Hochverfügbarkeit, Langlebigkeit und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Abgesehen von seinem Einsatz für den Personen- und Frachttransport, wird er auch bei der Polizei, im Militär, für Businessflüge oder für Offshoreeinsätze genutzt.

Neuer Herstellername und Typenkennzeichnung

Seit dem 8. Januar 2014 tritt das bisherige Unternehmen Eurocopter, eine EADS-Tochter, unter dem neuen Markennamen "Airbus Helicopters" auf. In einem zweiten Schritt wurden im März 2015 die Namen der Hubschraubermodelle verändert.
Die Varianten EC 135 P3 und EC 135 T3 heißen daher seit März 2015 einheitlich "H135".

Das Suffix "P" bzw. "T" für den Triebwerkshersteller entfällt seither. Ältere Varianten bis einschließlich der P2i / T2i werden weiter als "EC 135" bezeichnet.

EC 135, hier Christoph 29 über Hamburg

EC 135, hier Christoph 29 über Hamburg

Foto: Bundespolizei

Charakteristika

Als Besonderheit verfügt die EC 135 nicht über einen normalen Heckrotor, sondern über einen Fenestron-Heckrotor. Die Rotorblätter sind dabei im Gegensatz zu denen bei anderen Typen im Heck "eingebaut". Dadurch verringert sich das Unfallrisiko gerade beim schwierigen, für den HS anspruchsvollen Einsatz in der Luftrettung erheblich. In Verbindung mit den Ausmaßen des Hubschraubers, die recht genau den Anforderungen der primären Luftrettung entsprechen, hat sich die EC135 international in der Luftrettung einen Namen gemacht und wird sogar von vielen Fachleuten als "optimal" für die Primärluftrettung eingestuft. In der Sekundärluftrettung - sprich, zum interklinischen Patiententransport - ist die EC 135 zwar hin und wieder ebenfalls anzutreffen, generell ist das Platzangebot der Kabine jedoch für den Einsatz im Intensivtransport als zu gering einzustufen. Statements von ITH-Crews, welche u.a. die EC 135 einsetzen, belegen dies.

EC 135, hier ein Exemplar der DRF Luftrettung in Leonberg

EC 135, hier ein Exemplar der DRF Luftrettung in Leonberg

Foto: Patrick Permien

In vielen Fällen hat die EC 135 in den letzten Jahren vor allem Rettungshubschrauber des Typs BO 105 abgelöst. Letzterer Maschinentyp genügt den Anforderungen der heutigen Luftrettung nicht mehr in vollem Umfang. So wird zum Beispiel das zu eng bemessene Raumangebot der Kabine und die zu geringe Leistungsfähigkeit bemängelt. Dies zeigte sich auch in einer EU-weiten Kategorisierung der im Luftrettungsdienst eingesetzten Baumuster. Sie ergab, dass mehrere Typen ab 01.01.2010 nicht mehr für die Rettungsfliegerei eingesetzt werden dürfen. Die EC 135 hingegen erfuhr durch die "JAR-OPS 3" genannten neuen Vorschriften keinerlei Beschränkungen der Einsatzzulassungen und darf auch über das Jahr 2009 hinaus weiter geflogen werden.

Verschiedene Varianten

Unterschiede nach Triebwerkhersteller

Es sind mehrere verschiedene Versionen der EC 135 auf dem Markt. Grundsätzlich steht der Kunde bei der Wahl seines Typs hier vor der Wahl, welchen Triebwerkhersteller er bevorzugt. Der zweimotorige Turbinenhubschrauber kann entweder mit Pratt & Whitney-Triebwerken ("P"-Versionen) oder aber mit von Turbomeca hergestellten Turbinen ("T"-Ausführungen) angetrieben werden.

Die folgende Tabelle überspringen...

 
Auffällig ist der ummantelte 'Fenestron'-Heckrotor, eine französische Entwicklung

Auffällig ist der ummantelte 'Fenestron'-Heckrotor, eine französische Entwicklung

Foto: Patrick Permien

Während mit der Markteinführung zunächst die Version "EC 135 P1" mit den kanadischen Pratt & Whitney-Turbinen versehen wurden, griff die "EC 135 T1" auf die Turbomeca-Fabrikate zurück. Beide Versionen wurden in großen Stückzahlen verkauft.

Nachdem sich jedoch herausstellte, dass eine noch stärkere Motorisierung der EC 135 den Markterfolg und die Leistungsfähigkeit des Baumusters noch deutlich verbessern dürfte, wurden recht schnell zwei weitere Versionen auf den Markt gebracht. Sie verwenden abermals Triebwerke der genannten Hersteller, die aber jeweils noch größere Leistungsfähigkeit bieten. Diese Versionen nennen sich "EC 135 P2" und analog "EC 135 T2". Sie haben ihre Vorgänger P1 und T1 im Angebot von Eurocopter mittlerweile ersetzt: Die Versionen P1 und T1 werden zwar natürlich noch technisch betreut, aber keine weiteren Exemplare werden gebaut. Die EC 135 ist in jeder Version mit Einzel- oder Doppelsteuer (single-pilot oder double-pilot Verfahren) anzutreffen.

Leistungsgesteigerte neue Versionen

Die beiden neuesten Versionen der EC 135 sind die EC 135 P2i und EC 135 T2i mit erhöhter Leistungsfähigkeit bzw. Zuladekapazität. Erfahren Sie mehr über die neuen Ausführungen (Markteinführung 2006) in unserem Nachrichtentext zum Thema.

Blick in das Cockpit einer EC 135 T2 im aktivierten Zustand, mit Flüssigkristallanzeigen für die Displays des sogenannten Glascockpits

Blick in das Cockpit einer EC 135 T2 im aktivierten Zustand, mit Flüssigkristallanzeigen für die Displays des sogenannten Glascockpits

Foto: Patrick Permien

Entwicklung

Die Geschichte der EC 135 kann nicht erklärt werden ohne einen Rückblick auf die Entwicklung der BO 105 von Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB) und den großen Erfolg, welchen MBB bei der Vermarktung der BO 105 erzielte.
Bei einer Marktanalyse stellte sich für MBB heraus, dass eine Weiterentwicklung der BO 105 mit dem Ziel größerer Leistung und einem verbesserten Innenraumvolumen ratsam wäre. Der in den 1980er Jahren von dem in Ottobrunn ansässigen deutschen Fluggerätehersteller entwickelte Prototyp auf Basis der BO 105 - genannt BO 108 - wurde so die Grundlage eines neu zu entwickelnden Baumusters, das die erkannte Marktlücke füllen sollte.

Der Prototyp BO 108 kam nie zur Serienreife, zugunsten der Version mit Fenestron-Heckrotor

Der Prototyp BO 108 kam nie zur Serienreife, zugunsten der Version mit Fenestron-Heckrotor

Foto: André Schmidt

Als MBB im Jahr 1994 in der Eurocopter-Familie, einer DASA-Tochter, aufging, brachte die Firma das Projekt BO 108 mit in den Firmenverbund ein. Das Vorhaben wurde von Eurocopter aufgegriffen und bis zur Marktreife weitergeführt. Gemäß der neuen Namensgebungs-Philosophie erhielt es später die Bezeichnung Eurocopter EC 135. Zunächst aber hob am 15.02.1994 die BO 108 A1 als erster eigentlicher Vertreter der Gattung EC 135 in Ottobrunn auf dem MBB-Werksgelände zu ihrem Jungfernflug ab.

Eine der ersten EC 135 der DRF war die D-HQQQ, hier als Christoph 18 - eine der wenigen EC 135 T1, die je in DRF-Diensten standen

Eine der ersten EC 135 der DRF war die D-HQQQ, hier als Christoph 18 - eine der wenigen EC 135 T1, die je in DRF-Diensten standen

Foto: Michael Butz (Archiv)

Angeblich auf Druck seitens der französischen Partner in der Eurocopter-Gruppe hin baute man nachträglich der BO 108 statt dem herkömmlichen Heckrotor einen ummantelten Heckrotor "Fenestron" an. So erhielt die BO 108 das heute von der EC 135 gewohnte Erscheinungsbild - wie es heißt, gegen erhebliche Widerstände seitens der Techniker von MBB, welche die BO 108 als Baumuster bereits flugfertig gemacht hatten und Komplikationen mit dem Fenestron befürchteten.

Die EC 135 verkauft sich seit ihrer Markteinführung im Jahr 1996 bis heute bemerkenswert gut und ist das bislang größte Erfolgsprojekt in der noch recht jungen Firmengeschichte von Eurocopter. Besonders auf dem deutschen Markt fand die EC 135 unter anderem mit dem Bundesgrenzschutz und der ADAC Luftrettung zwei Kunden, welche mittlerweile voll auf die EC 135 setzen und ehemals eingesetzte Baumuster (Alouette II, BO 105, MD 900) durch EC 135 ersetzen. International sind die französische SAMU-Luftrettung, die österreichische ÖAMTC-Flugrettung, sowie zahlreiche US-amerikanische Hubschrauberfirmen als besonders kauffreudige EC 135-Kunden zu nennen. Auch die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. plant, ihre EC 135-Flotte von derzeit drei auf mindestens fünf Exemplare auszuweiten und es ist hochwahrscheinlich, dass auch die Hubschrauber des deutschen Zivil- und Katastrophenschutzes von BO 105 auf EC 135 umgestellt werden. Dies würde einen weiteren Großauftrag für Eurocopter bedeuten.

Die EC 635, also die militärische Version der EC 135, haben viele Staaten für ihre Streitkräfte beschafft. Hier eine EC 635 der Schweizer Luftwaffe in SAR-Konfiguration

Die EC 635, also die militärische Version der EC 135, haben viele Staaten für ihre Streitkräfte beschafft. Hier eine EC 635 der Schweizer Luftwaffe in SAR-Konfiguration

Foto: Peter Gronemann, via flickr, unter freier Lizenz CC-BY-2.0

Auf dem militärischen Sektor fand die EC 135 auch schon reges Interesse. Die deutschen Heeresflieger setzen sie beispielsweise ein – allerdings seit ihrer Einfühung als neues Baumuster ausschließlich als Schulungshubschrauber (Stand Mitte 2007).
Soll das Baumuster für explizit militärtypische Zwecke fliegen, etwa bewaffnet als Panzer-Abwehrhubschrauber, dann kann der Kunde mittlerweile auf die militärische Version EC 635 zurückgreifen. Diese wird als leichter Kampf-, Transport- und Beobachtungshubschrauber angeboten.

Zusatzausstattungen

Die Bundeswehr setzt nicht die militärische Variante EC 635 ein, sondern "normale" EC 135. Diese werden zu Ausbildungszwecken verwendet.

Die Bundeswehr setzt nicht die militärische Variante EC 635 ein, sondern "normale" EC 135. Diese werden zu Ausbildungszwecken verwendet.

Foto: Bundeswehr / Carsten Vennemann

Als erwähnenswerte zusätzliche Ausstattungs- Optionen sind zu nennen:

  • "Avionique Nouvelle" - Digitales Glascockpit wie in EC 145
  • Notschwimmer (Popup Floats) für Übersee-Einsätze
  • externe Seilwinde
  • Fixtausysteme
  • Wetterradar ("Radarnase")
  • Außenrückspiegel
  • Wire Strike Protection System "Cable Cut"
  • FLIR
  • Hochleistungs-Scheinwerfer wie der SX 16 Suchscheinwerfer ("nightsun")
  • externe Lautsprecher
  • digitale Kartenlesegeräte wie das Dornier DKG 4
  • und andere Features.

Diese Zusatzoptionen bieten dem Kunden die Möglichkeit, den Hubschrauber individuell auf die geplanten Einsatzbereiche abzustimmen. Die EC 135 wurde als "light multi mission helicopter" entwickelt; dementsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten der Inneneinrichtung der Kabine.

Eine tschechische EC 135 (Krystof 18) in der Ausführung mit WSPS (Wire Strike Protection System, cable cutters) und den entsprechenden Kufen

Eine tschechische EC 135 (Krystof 18) in der Ausführung mit WSPS (Wire Strike Protection System, cable cutters) und den entsprechenden Kufen

Foto: Johannes Herrmann

Die EC 135 in der Ausstattungs-Variante für medizinische Zwecke bietet vier Personen und einem liegenden Patienten Platz. Somit verfügt man mit der EC 135 über die Möglichkeit, mehr Personen mitzunehmen, als es die Standardbesatzung der meisten RTH vorsieht. Dies ist zum Beispiel praktisch, wenn Praktikanten in die Luftrettung eingewiesen werden sollen.

Treffen zweier EC 135 am Luftrettungs-Stützpunkt Uelzen

Treffen zweier EC 135 am Luftrettungs-Stützpunkt Uelzen

Foto: Isabel Müller

Ausblick

Zudem ist die Lärmbelästigung durch die EC 135 sehr gering. Dieses Hubschraubermuster zählt zu den leisesten in seiner Klasse. Dafür sorgt u.a. auch der Fenestron-Heckrotor. Die EC 135 entspricht insofern in vielerlei Hinsicht den umfassenden Anforderungen, die heute an Rettungshubschrauber gestellt werden. Im Alltagsbetrieb hat sie sich – von auch im Hubschraubersektor obligatorischen "Kinderkrankheiten" abgesehen – bewährt und wird mit Sicherheit für die kommenden Jahre und wohl auch Jahrzehnte nicht nur die deutsche Luftrettung wesentlich prägen. Allerdings eben unter dem neuen Handelsnamen "H135".

Letzte Textänderung: 30.06.2018

Nachrichten mit Bezug auf diesen Hubschraubertyp

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Über rth.info und unser Themenspektrum

Wir vom Nachrichtenmagazin rth.info berichten ehrenamtlich über Rettungshubschrauber, also notfallmedizinisch ausgerüstete und besetzte Helikopter, die im Rettungsdienst eingesetzt werden. Hubschrauber sind wertvoll als Rettungsmittel, da sie schnell, wendig und unabhängig vom Straßennetz sind. Ebenso dienen sie zum eiligen Transfer von Intensivpatienten zwischen Kliniken.

Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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