Muss “Christoph 66“ den Segelflugplatz in Eßweiler verlassen? – Neues aus der Westpfalz
23.08.2020
Eßweiler (RPF) :: Diese Frage treibt seit wenigen Tagen die Verantwortlichen in Eßweiler, in Kusel, in Mainz und in München um.
Anlass ist die aktuelle Berichterstattung der “Rheinpfalz“ (siehe Links im Kontextbereich dieser News). Denn eine Anfrage der RP-Lokalredaktion Kusel hatte ergeben, dass die für den Naturschutz zuständige Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt an der Weinstraße den Verbleib des Dual-Use-Hubschraubers “Christoph 66“ am Segelflugplatz Eßweiler kritisch sieht. Kusel.TV hatte bereits im Vorjahr über den Rotmilan und seinen schüzenswürdigen Bestand im Umfeld des Segelflugplatzes berichtet.
Mit Imsweiler – dort ist er der ehemalige Stationsleiter des Johanniter-Luftrettungszentrums “Air Rescue Pfalz“ in Sembach, Hans-Peter Ziepser, Ortsbürgermeister – steht bereits ein Ausweichstandort parat. Der Gemeinderat der Gemeinde im Donnersbergkreis hat am Donnerstagabend (20.08.2020) mit neun zu eins Stimmen der möglichen Stationierung des Gelben Engels zugestimmt. Dieses Votum gilt nicht nur für den Interimsbetrieb, der nach RP-Angaben Mitte Januar 2021 endet, sondern auch für die dauerhafte Stationierung des Dual-Use-Helikopters in der Westpfalz.
Rüdiger Neu, zuständiger Regionalleiter der ADAC Luftrettung, betonte allerdings bei der Sitzung des Gemeinderats, dass man beim ADAC auch andere mögliche Stationierungsorte ins Auge gefasst habe. Wo sich diese befänden, wollte er auf Nachfragen nicht sagen. Er verriet aber, dass der Interimsbetrieb über den Januar 2021 hinaus gehen könnte. Das wiederum ist aber kein Geheimnis, denn das zuständige Mainzer Innenministerium hat bis dato keine Ausschreibung für den Dauerbetrieb veröffentlicht. Wie aus dem Umfeld des Ministeriums zu erfahren war, habe man erst kürzlich eine Mitarbeiterin im zuständigen Referat eingestellt, zu deren vordringlichste Aufgabe zunächst die Vorbereitung der EU-rechtskonformen Ausschreibung gehören solle.
Einmal mehr drängt sich der Verdacht auf, dass primäres Ziel des Innenministeriums im Vorjahr die Vertreibung der Johanniter Luftrettung aus Sembach war – koste es, was es wolle. Es wurden vor Ort Versprechungen gemacht, die man nun nicht einhalten kann. Da kann man nur froh sein, dass in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz weder Kommunal- noch Landtagswahlen stattfinden. Und der Bürger vergisst schneller als gedacht, das weiß man natürlich auch in Mainz.
Übrigens: Sembach kommt auch nicht mehr als Standort in Frage. Auf der ehemaligen US-Luftwaffenbasis wurde kontaminiertes Erdreich gefunden. Dafür scharren Johanniter Luftrettung und DRF Luftrettung bereits mit den Hufen, um sich mit dem Interimsbetreiber von “Christoph 66“, der ADAC Luftrettung, messen zu können – auch wenn das vielleicht erst in drei Jahren der Fall sein wird, wie ADAC-Regionalleiter Rüdiger Neu gegenüber den Gemeinderatsmitgliedern von Imsweiler andeutete.
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In der Westpfalz schwer gefragt: „Christoph 66“ der ADAC Luftrettung (hier bei seinem 1.000sten Einsatz Anfang Juni 2020 anlässlich eines schweren Unfalls)
Foto: Feuerwehr Glan-Münchweiler
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