Land Rheinland-Pfalz schreibt Luftrettung in der Westpfalz aus – dauerhaft und mit Rettungswinde
23.06.2022
Mainz/Kaiserslautern (RPF) :: Am 15. Juni 2022 hat das Land Rheinland-Pfalz – vertreten durch das Ministerium des Innern und für Sport Rheinland Pfalz – auf dem Ausschreibungsportal ted.europa.eu bekanntgegeben, dass es “beabsichtigt, auf der Grundlage des RettDG-RLP eine Dienstleistungskonzession über die Durchführung des Luftrettungsdienstes mit einem Intensivtransporthubschrauber ITH im Dual-Use-Betrieb in der Region Westpfalz zu vergeben.“
Weiter heißt es dort: “Die Konzession beinhaltet den Bau und den Betrieb einer Luftrettungsstation im Rettungsdienstbereich Kaiserslautern. Bis zur Inbetriebnahme der Luftrettungsstation hat der Konzessionsnehmer die Luftrettungsdienste von einem im Rettungsdienstbereich Kaiserslautern gelegenen Interimsstandort aus durchzuführen.“
Am Interimsstandort Imsweiler kommt zurzeit wechselweise eine Ec 135 oder eine H145 zum Einsatz (die Aufnahme der EC 135 als “Christoph 66“ entstand im Juli 2021)
Foto: Jörn Fries
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Damit dürfte auch weiterhin von Imsweiler aus geflogen werden. Interessant erscheint bei der Ausschreibung, dass der künftige Betrieb wie bisher “nur“ “im Tagflugbetrieb nach Sichtflugregeln“ durchgeführt werden solle, der Konzessionsvertrag jedoch ausdrücklich “die Möglichkeit eines erweiterten Tagesbetriebs mit einer Vorhalte- und Einsatzzeit bis 22.00 Uhr oder eines 24-Stunden-Betriebs “vorsieht.
Rettungswinde gefordert
Der Luftrettungsdienst erfolgt künftig mit einem Intensivtransporthubschrauber (ITH) im Dual-Use-Betrieb, der momentane Wechsel zwischen EC 135 und H145 dürfte somit ein Ende finden. Interessantes Detail am Rande: “Der ITH ist mit einer Rettungswinde auszustatten und zu betreiben.“ Jetzt wird auch klar, weshalb die ADAC Luftrettung, die den Standort intermistisch betreibt, erst kürzlich in Imsweiler ein Rettungswindentraining mit ihrer Stammmaschine durchgeführt hat.
Knallharte Bedingungen für potenzielle Betreiber
Bewerben können sich Luftrettungsunternehmen, die “[d]rei Referenzen über die Durchführung von Luftrettungsdiensten mit Intensivtransporthubschraubern (ITH) im Dual-Use-Einsatz (nicht subsidiäre Dispositionen von Primär- oder Sekundärtransporten) [vorlegen können], die für einen öffentlichen Auftraggeber/Konzessionsgeber als regelmäßige oder dauerhafte Vorhaltung im öffentlich-rechtlichen Rettungsdienst erbracht wurden. Dabei muss durch alle drei Referenzen gemeinsam eine Anzahl von mindestens 3.000 in dem Zeitraum von 01.01.2019 bis 31.12.2021 durchgeführten Rettungsflügen nachgewiesen sein.“ Des Weiteren muss der Bewerber “eine Referenz über die Durchführung von Luftrettungsdiensten mit Rettungshubschraubern (RTH/ITH) im Dual-Use-Einsatz [vorweisen], die für einen öffentlichen Auftraggeber/Konzessionsgeber als regelmäßige oder dauerhafte Vorhaltung im öffentlich-rechtlichen Rettungsdienst mit Windeneinsatz erbracht wurden.“ Diese beiden Forderungen dürften die Zahl der Bewerber in überschaubaren Grenzen halten.
Lange Laufzeit?
Die Laufzeit der Konzession soll nach dem Willen des Landes Rheinland-Pfalz am 01.02.2023 beginnen und – man lese und staune! – erst am 31.01.2048 enden. Es konnte bislang nicht in Erfahrung gebracht werden, ob es sich hierbei um einen Rechtschreibfehler handelt oder ob der Betrieb der Luftrettungsstation “Christoph 66“ wirklich für 25 Jahre ausgeschrieben werden solle. Letzteres wäre ein Novum in der Geschichte der bundesdeutschen Luftrettung.
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